Taugenichts

Taugenichts

Cottbuser Bühnen Gesehen, Gehört, Gespräche

Gesehen: TAUGENICHTS – 19.1.2011, BTU-Mensa“,Die Ehrlichen“ – Kabarettgruppe der BÜHNE acht

Die erste Aufführung des Kabarettfestivals „Ei(n)fälle“ gab es schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung. Und dies mit einer Premiere der quasi gastgebenden BÜHNE acht. – „Die Ehrlichen“ nennt sich deren Kabarettgruppe, und als: „Eine Oper, eine Operette, ein Musical… eine romantische Revue – mit Musik, einen gehörigen Schuss Faulheit und viel viel viel viel viel Liebe!“ wurde der „Taugenichts“ angekündigt. – So vorbereitet ging ich einigermaßen neugierig in die Mensa und möchte auch meine Vorbehalte gegen eine bestimmte (und verbreitete) Art von Kabarett nicht verbergen. Kurz sah es so aus, als würden sie sich unschön bestätigen – jedoch nur ganz kurz. – Dann stellte sich dieser Zugriff auf das typische Kabarett-in-Reihe-stehen- und-schlecht -besserwisserisch – Singen eher als Parodie auf die eigene Zunft dar. Statt dessen entspann sich auf der Bühne ein Stück, dem vor allem eines (aus der eigenen Beschreibung) ganz fehlte: Die Faulheit. – Ja klar, Taugenichts selbst macht anfangs eher den Faulen und ist auch am Ende weder der „normalen Arbeit“ noch den „Freunden der Realität“ zugeneigt. Was aber das Ensemble in fast anderthalb Stunden (ohne Pause) zeigt, ist das schöne Ergebnis einer enormen Fleißarbeit und richtig viel Können. – Das von Stephan Hehl erdachte Stück springt ein bisschen durch Orte, Zeiten, Realität und Jenseits, und nicht immer ist klar, ob der erhobene Zeigefinger das eine oder andere Mal nun ernst gemeint oder doch wieder Satire ist. Doch das macht gar nichts. Denn einerseits geht es ja gerade darum, dass man sich durchaus oft fragen kann, in welcher Welt man eigentlich lebt, oder ob man eigentlich aufgewacht ist oder noch träumt. Andererseits nimmt die Darstellung von Pierre Beng, Christoph Morling, Mathias Rudolf, Katharina Riedel und Holger Püschel dermaßen an Fahrt auf, dass es einfach die reine Freude ist, ihnen zuzusehen und sich auf Taugenichtens Abenteuer einzulassen. Die werden von viel Musik begleitet (am Klavier: Johannes Zantow) und teils so unnachahmlich zum Besten gegeben, dass man sich eine DVD davon wünscht oder wenigstens eine Tonaufnahme. Was wir erleben eröffnet so zwar ein Kabarettfestival, ist jedoch ein Theaterwerk in ganz eigener Kategorie und von ganz besonderer Güte und bestätigt erneut die erstaunlichen Leistungen der BÜHNE acht und ihres Leiters Mathias Neuber. – Ach ja: Wer küsst den Musiker? (Warum? Selbst ansehen! Am 17. Februar, 20:30 Uhr.) – Jens Pittasch, Foto: Birgit Dworak