Nachtgestalten

Nachtgestalten (2009)

nach dem gleichnamigen Film von Andres Dresen

Berlin bei Nacht. – Die obdachlose Hanna findet hundert Euro in ihrer Schachtel und will mit ihrem Freund Viktor nur einmal eine Nacht in einem Hotelzimmer mit Bad verbringen. Landwirt Jochen trifft auf der Suche nach käuflicher Liebe auf die drogenabhängige Patty, die ihm das Nachtleben zeigt und um viel Geld erleichtert. – Endfünfziger Hendrik Peschke stolpert auf dem Flughafen über eine noch nicht erwachsene lateinamerikanische Schönheit ..

Ensemble und Besetzung

Filmvorlage: Andreas Dresen
Bearbeitung und Regie: Mathias Neuber

Besetzung:
Nici Rudolf – Hanna / Gast in einer Kreuzberger Kneipe
Matti Schreve – Viktor / Gast in einer Kreuzberger Kneipe
Ypsi Ciupack – Patty
Alberto Sanhueza/Mathias Neuber – Jochen / Reisender auf dem Flughafen
Yuli-Andrea Lotero-Martinez – Rosalba / Mädchen in der U-Bahn
Holger Püschel – Peschke

Anna-Sophia Press – RTL-Reporterin Monika Meier / Rita / Frau in der U-Bahn / Rezeptionsdame in einem Hotel / Fahrkartenkontrolleurin / Kellnerin
Marie-Luise Ette – Polizistin in der U-Bahn / Stewardess / Streifenpolizistin / Reisende auf dem Flughafen / Kinobesucherin / Kellnerin in einer Kreuzberger Kneipe / Punk in der U-Bahn
Christoph Jahn – Ricardo / Punkjunge / Demonstrant gegen den Papstbesuch / Sicherheitsbeamter / Gast in einer Kreuzberger Kneipe / Alex
Eva Schindler – Punkmädchen / Reisende auf dem Flughafen / Taxifahrerin / Frau am Fenster in Hellersdorf / Gast in einer Kreuzberger Kneipe / Polizistin auf der Wache
Katerina Brandes – Punkmädchen / Reisende auf dem Flughafen / Prostituierte / Gast in einer Kreuzberger Kneipe / Empfangsdame im Hospiz
Linda Kaiser – Punkmädchen / Demonstrantin gegen den Papstbesuch / Gast in einer Kreuzberger Kneipe / Prostituierte / Frau Köster / Rosenverkäuferin / Reisende auf dem Flughafen
Florian Fochmann – Punkjunge / Demonstrant gegen den Papstbesuch / Reisende auf dem Flughafen / Zuhälter / Verkäufer von Obdachlosenzeitungen / Junkie in der WG von Alex / Gast in einer Kreuzberger Kneipe

Licht – Thomas Kalz
Audio- und Videoeinspielungen – Mathias Rudolf/Elisa Marquardt
Souffleur – Pierre Beng

Premiere war am 2. Mai 2009

Lausitzer Rundschau vom 5. Mai 2009

Geschichten vom Rand der Gesellschaft
Die beeindruckende Inszenierung der „Nachtgestalten“ feierte an der Cottbuser „Bühne acht“ Premiere

Wer am Samstag in den Keller der ausverkauften „Bühne acht“ zur Premiere hinabstieg, wurde mit wummernden Sounds und Bildern vom Papstbesuch begrüßt. Mathias Neuber hatte nach dem Drehbuch „Nachgestalten“ zum Film von Andreas Dresen eine Theaterfassung erarbeit und mit dem Schauspielensemble der „Bühne acht“ inszeniert.

Die frustrierenden Lebenssituationen von Menschen, kontakariert mit dem Besuch des Papst in Berlin, bildeten den Rahmen für sensible Situationsbeschreibung, aber auch exzellente Schauspielleistung. So überzeugte Holger Püschel in der Figur des Peschke als hilfsbereiter Angestellter. Seine Hilfe für Roslba, gespielt von YuliAndrea Lotero- Martinez, würzt er mit einer Palette von Emotionen, die von fast mütterlicher Sorgfalt bis zu rassistischen Vorurteilen reicht.

– Nici Rudolf und Matthias Schreve verkörperten zwei Obdachlose auf der Suche nach Menschlichkeit. Schreve als Viktor gelang beeindruckend die Darstellung des vom Leben auf der Straße Ge-kennzeichneten, während Nici Rudolf die Hanna als kämpferische Frau anlegte, die alle Formen von Angepasstheit abgelegt hatte. Den gutmütigen Bauern, der in die Großstadt kommt, um im Amüsierviertel was zu erleben, gab Alberto Sanhueza eine glaubwürdige Figur. Ypsi Ciupack führte die Rolle der Patty tief in die Abgründe menschlicher Verzweiflung. Auch die anderen Mitglieder des Ensembles konnten in vielen Rollen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Hervorzuheben sind Szenen mit Anna-Sophia Press als Fahrkartenkontrolleurin, Florian Fochmann als Verkäufer der Obdachlosenzeitung, Marie-Luise Ette im Kino, Christoph Jahn als Ricardo, oder Linda Kaiser als Rosenverkäuferin. – Regisseur Mathias Neuber gelang es, die vielen Szenen temporeich und inhaltlich geschlossen zu verbinden. Thomas Kalz am Licht und Mathias Rudolf an der Video- und Tontechnik behielten den Durchblick. Lediglich die Lautstärke der Geräuscheinspielung geriet manchmal zu laut. Miriam Oeter schaffte es, glaubwürdige Kostüme und Requisiten für die verschiedenen Personen zu finden und eine in sich geschlossene Optik zu entwickeln. Insgesamt transportierte die Inszenierung der „Bühne acht“ eindrucksvoll Andreas Dresens Geschichten von Menschen am Rande unsere Gesellschaft.
von Michael Apel

Bilder