Unter Tycoons

Unter Tycoons (1985)

Szene 1

Schrebergarten in Unterthal. Hugo Treuauge.

Treuauge:

Arbeit macht den Menschen, deshalb ladet

Auf mir, was der Buckel hält, im Tragen

Von Absurditäten grenz ich an ein Wunder.

Leider bin ich keines, halte durch

Trotzdem warum. Hugo bin ich, heiße

Treuauge! In Unterthal

In Sachsen Zweiter Sekretär, ein Pampel!

Selbstbeschimpfung nützt mir nicht. Ich bin ja

Hergekommen, Möhrn zu säen.

In der Gartenarbeit find ich Ruhe.

… Fettsucht hockt auf unsrer Menschen Füße.

Dieses Aufquelln unsrer Bürger

Folge ists von ……

Hugo sprich‘s nicht aus

Du scheinst sonst reif für Schatraß auf der Insel …

….. Was, die Schnauze halten hier? Dies ist

Mein Schrebergarten, alles ist am Platz

Und Hugos Treues Auge sät jetzt Möhren!

… Leute, Ihr, als ich geboren war als Sohn

Von Eltern, wie auch ihr sie habt

Da war doch nicht die Rede davon, daß

Als  Nomenklatura-Klohn

Aufzutreten mir beschieden wäre

Als Super-Nanni für die Unterthaler! Weil die

Zu viel Fressen! Weil die

Zu McBamml’s gehen und

Weil das neu ist: Fressen, fressen

Fressen so, als ob‘s

McBamml’s morgen nicht mehr gäbe!

Was ja sein kann. Denn McBamml’s das

Ist ein Produkt aus Widderstein! Stadt der

Smart-Tycoons über uns am Hang und …

Stadt? Sag ich Stadt? Halbstadt nur!

Die andere sind wir: Unterthal! Stadt

Der Klohns! Klohns – Resultat sächsischer Geschichte!

Wer macht sich zum Klohn? Wer in die Kriege zieht

Für den Kommis! Das taten wir Jahrtausende, dann

Nicht mehr. Dann – ein Krieg war wieder mal verloren – flohen

Die Kommis-Tycoons vor unsrer Wut, wir waren

– Hilfe! – an der Macht!

Das heißt: Der Erste Sekretär! Ich nicht! Ich bin der Zweite!

Und schicke morgen, wenn der Feiertag

– Tag des selbstbewußten Klohns! –

Vorbei ist und die Unterthaler wieder zu McBamml’s strömen

Unsre Friedenswehr dorthin, die wird

– Auf Befehl des Ersten –

Die Unterthaler registrieren, die

Im Übermaß McBamml’s frequentieren.

Dann die Statistik, dann

Kontingentieren: Wer mehr als zweimal geht pro Woche

Kriegt McBamml’s-Sperre! Was’ne Arbeit und

Ich mache die alleine! Und

Die Unterthaler hassen mich! Die

Fühlen sich wie .. nee, sind

Widdersteiner, wenn sie zu McBamml’s gehen: Fett

Und Herrn der Welt!

Was soll ich machen?

Wir sind das nicht, Klohns sind wir, wir

Arbeiten! Sind aber  doch – durch McBamml’s –

Fett wie Herrn der Welt und

Antriebslos!

Unterthal – die Unterstadt – zerfällt!

Oben – hoch und über uns – die Stadt der Smart-Tycoons:

Widderstein! Erstrahlt im Glanz!

Wir nicht! Klohns sind wir

Und Klohn bin ich und sage:

Arbeit macht den Menschen, deshalb ladet, ladet, ladet

Ladet auf mir!

Ich bin zur Lösung eingesetzt, ich bin

Verantwortlich!

Doch was ich auch mach, man wird

Mich hassen! Wer läßt sich schon gern

Erkennungsdienstkenntlich

Fassen! Seis drum. Hergekommen

Bin ich, daß ich über meinen Garten

Schreite, wie der Sämann in der Bibel. Hergekommen bist du, Hugo, Möhrn zu säen.

Ja, nun muß ich in der ganzen Gänze

Euch mich zu erkennen geben: Wissen müßt ihr

Und ich weiß es selber, daß –

Ich bin bekloppt.

Bekloppt bin iche weil –

Als Zweiter Sekretär in Unterthal nen Schrebergarten halten .. na!

Drum also mir den Job die Fettsucht zu bekämpfen, und

Unsre, meine – Klohns der Geschichte! – Antriebslosigkeit!

Leute, Leute, Unterthal und seine

Antriebslosigkeit!

Leben? Ohne Arbeit?

Arbeit? Ohne Antrieb?

Es ist aussichtslos!

Ach, da wär ich gerne, wenn

Die Möhrn aufgehen, U-Bahnschaffner in Berlenn.

Dort ist das Tischtuch auch zerschnitten!

Szene 2

Gesundheitsamt von Unterthal. Hannah Schierling und der Leiter des Gesundheitsamtes, Lothar Heinzelmann.

Heinzelmann: Also, um dir die Lage klar vor Augen zu führen: der Erste Sekretär hat durchaus deutlich zu erkennen gegeben, daß McBamml’s weiter existieren kann und auch wird, solange es uns nicht gelingt, der Bevölkerung von Unterthal monatlich neue Ernähr­ungsvariationen anzubieten, die es den Mitbürgern gestatten, ihr Gewicht zu halten. Dass du mir nun mit einem Projekt kommst, dass zielführend ist, vielleicht!, aber für das  der Erste Sekretär keine Antenne hat, hilft mir nicht weiter. Denn wenn er es nicht versteht, muss er denken, dass ich mich im Vorteil wähne, was Intelligenz betrifft. Und das wird er mir zurückgeben.  – Hannah, Mensch, gerade jetzt begann ich mich wohlzufühlen, ich hätte mit dir sein können, wie du es dir immer wünschst.

Hannah: Verstehst du es denn?

Heinzelmann: Hannah! Ich bin nicht dumm, nur weil ich zuweilen Opportunist sein muss. Dein Projekt kommt aus anderen Zusammenhängen, das versteht der alltägliche Mensch nicht. Aber vielleicht hatte es auch nur den Zweck, daß ich ein Bild von der Kühnheit krieg deiner Gedanken und dich unter diesem Aspekt umfas­send anerkenne. – Wird mir nicht Erkenntnis genug, wenn ich dich einfach so umfasse? So? Schnucki, Mensch!

Hannah: Also stellst du es im Übergeordneten Büro nicht vor.

Heinzelmann: Nun bist du gleich wieder runter.

Hannah: In den Nächten, die ich über dem Projekt saß, war ich sicher, alles ist klar verständlich, und jeder kann den Nutzen einsehn. In deiner Gegenwart bin ich unsicher.

Heinzelmann: Mein Gott, wie heißt das Ding? Perceiving Attentive Existence – Project … PAE. Das Übergeordnete Büro möchte, dass wir sächsisch sprechen. Unterthaler Sächsisch, und das soll sich unterscheiden. Vom Widdersteiner Sächsisch.

Hannah: Die Bezeichnung kann man ändern.

Heinzelmann: Wie soll es denn heißen, damit es den Forderungen genügt des Übergeordneten Büros nach einem Unterthaler Bekenntnis zu Unterthal?  Woarnähmnd un uffmerksam simmer immerdoar!?

Hannah: Es war klar, daß du so reden wirst. Daß du es ins Lächerliche ziehst. Du bist so. Ich hätte das wissen müssen.

Heinzelmann: Wie bin ich denn, was! Laß die Finger von mir, du, das mach ich mit mir aus! – Nu komm, meine Kleene, Schuckelchen du ..

Hannah: Ich kann mich nicht ernst nehmen, wenn du so mit mir redest. Es steckt Wahrheit in meinen Überlegungen. Ohne dich kann ich in und mit meiner Wahrheit leben. Mit dir werde ich zur komischen Figur.

Heinzelmann: Geht das wieder los! Nie wieder lass ich mich mit einer Frau ein, die Ge­dichte schreibt!  

Hannah: Eines Tages wird die Lage sich so zugespitzt haben, daß der Erste Sekretär rufen und du schreien wirst: Nach PAE! Wenn alles in Unterthal aufgegangen ist wie Hefeklöße, das einen ekelt. Obwohl ich da noch schlank sein werde, werde ich immer noch eine von euch sein. Ich fühls, wies sein wird: Die dann noch größere Leere um ein rum, die innen ein Va­ku­um erzeugt, dass vollgestopft werden muss. Dafür ist McBamml’s erfunden worden!

Heinzelmann: Quatsch. McBamml’s bringt Umsatz. Und ist erfunden worden in Widderstein.  Für den Umsatz. Für Profit.

Hannah: Wir haben es übernommen. Warum?

Heinzelmann: Weil wir der Leere in noch größerem Maße ausgeliefert sind als die Brüder in Widderstein.

HANNAH: Die Brüder und Schwestern! In Widderstein und hier.  Die Schwestern sind sensibler. Ergo ihre Leere ist größer. Und sie empfinden sinnlicher. Ergo sie haben ein Bild. Von der Leere.

Heinzelmann: Was für ein Bild?

Hannah: Fruchtblase. Schwanger gehen mit der Leere. Welche Frau soll das aushalten, dass sie schwanger ist mit dem Nichts?! Also frißt sie. Mehr als andre. Das Aufquellen dann!

Heinzelmann: Entweder bin ich anstaltsreif oder du. Regelrecht anstecken tust du einen mit deinen abstru­sen Bildern.  Aber dem werd ich einen Riegel vorschieben, endgültig. Benutz deine Bilder, benutze sie – für deine Lyrik! Der normale Mensch, der zunimmt – ja, ich geb‘s zu, er nimmt zu, ich seh es an mir; die stinknormalen Menschen nehmen zu, haha doppelte Bedeutung! – aber sie sind eben normal, sie vertragen keine aus einem ab­ge­­hob­enen Dasein hergeholten Bilder! Und für die stinknormalen Menschen machen wir Politik, nicht für irgend­welche Kulturklohns! Politik, jawohl!  – Naja, ich nicht. Ich mache Gesundheit. Ich bin der Leiter des Gesund­heits­amtes! 

Hannah: Ich muß gerade an deine Frau denken. Wie geht‘sn der? Kommt sie immer noch so schlecht fort? Wieviel wiegt’n die jetzt? Ob sie mal ins Widdersteiner Fernsehprogramm kommt, als dickstes Wesen der ganzen Welt? Was? Was meinst du Lotharlein?

Heinzelmann: Ich würde dir gern eine vernünftige Sicht auf meine Privatverhältnisse zukommen lassen. 

Hannah: Meine Zeit hier, Abteilungsleiter, ist um. Vorbei, daß ich nachts hierher geschlichen komm!

Heinzelmann: Dein Projekt PAE ist ein etwas überzogene, aber sehr ernstzunehmender Versuch Unterthal, für dessen Gesundheit ich verantwortlich bin, zur Seite zu stehen!

Hannah: Das kommt zu spät.

Heinzelmann: Wie oft nach unseren Auseinandersetzungen habe ich dir beteuert, dass ich dich ernst nehme! Und wie oft hast du gesagt, es kommt zu spät!

Hannah: Die Liebe stelle ich mir anders vor.

Heinzelmann: Du stellst sie dir als PAE vor! 

Hannah: Perceiving,  attentive, emotionally gripping. – Ich will anerkannt werden. Ich will bewundert werden. Ich habe etwas, lebe etwas, lebe in einer Welt – wahrnehmend, wirklich wahrnehmend, aufmerksam, emotional packend, packen mich lassend, emotional – in  der auch Unterthal leben soll. Keiner muss sich dann noch zusätzlich füllen, vollstopfen mit Surrogaten!

Heinzelmann: Komm zu dir. Das ist was für Leute wie dich. Nicht ein Prozent von Unterthal kann so leben!

Hannah: Ja. – Ich ja in Wahrheit auch nicht.

Heinzelmann: Hannah!

Hannah: Mit ein paar Hundert Metern Abstand zu dir aber kann ich es!

Heinzelmann: Ich geh zum Ersten Sekretär mit PAE, wenn du bleibst!

Hannah: Ich gehe. Das ist ja hier das Gesundheitsamt, und nicht mein Zuhause. Und du geh zu deiner Flunder. Wenn du wirklich beim Ersten Sekretär warst, komm ich wieder.

Ab.

Heinzelmann: Ich geh nicht zum Ersten Sekretär. Soll sie wegbleiben. Der Erste Sekretär ist sowas von trockengelegt, mental, physisch und emotional! Ich … – ich seh schon sein steinernes Gesicht, das ihn rettet vor der Ratlosigkeit .. Nicht auszudenk­en, wie ich vor ihm stehen, mich zum Klohn machen werde! Das ist sie nicht wert. Da gibt es anderes inzwischen!

Szene 3

Auf dem Unterthaler Boulevard vor McBamml’s. Carmen Korbjuhn, Wolfgang (Bohne) Bonsack, Siggi Illm..

Bohne: Es saßen die Säufer mit roten Nasen zu beiden Ufern des Bullenpfades … Die Friedenswehr, seit drei Tagen überall Friedenswehr.

Carmen: Nur einmal die Woche zu McBammls’s. Richtig so.

Bohne: Du  würdst anders reden, wenn du das Geld hättest für McBamml’s. Widderstein-Geld.

Carmen: Hab ich aber nicht.

Siggi: Was ist mit den roten Nasen gemeint?

Bohne: Guck in Spiegel.

Siggi: Du hast aber gesagt, zu beiden Ufern. Ich seh da drüben keine Säufer. Die trinken Kaffee. 

Bohne: Weil sie sich für superschlau halten. Und letztendlich sind sie doch Säufer und unfruchtbar.

Siggi: Unfruchtbar? – Vom Kaffee!

Bohne: Vom Ondulieren.

Siggi: Von was?

Bohne: Vom Onandulieren.

Siggi: Von was?

Carmen: Mensch, weil sie sich einen runterholen, statt sich was aufzustecken.

Bohne: Das ist zu dämlich, daß du das Wort nicht weißt, für das, was du immer machst und meine Lady dir aushelfen muß. Sie wird mir versaut dadurch, das Bumsmäulchen!

Carmen: Bumsmäulchen Bumskeulchen.

Bohne: Nun sieh dir das an, die bepflaumte Schnepfe! Bumskeulchen! Wie hieß der Teich doch, wo das hinwachsen will auf Deutsch?

Carmen: Ich beiß dir lieber ins Ohr, als daß ich das sag, wenn Siggi dabei ist.

Siggi: Ich weiß es selbst, es ist die ..

Bohne: Schluß, du Ochse. Das Wort, das ich meine, ist sächlich und anständiger. Was nimmst du dir überhaupt raus?

Siggi: Was?

Bohne: Sächlich, und mit „das“ davor. Nicht was du sagen willst, um dich aufzugeilen.

Siggi: Im Moment hat sie ihre Hose davor.

Carmen: Hör mal, der quatscht so weiter!

Siggi: Ich guck mal nach.

Bohne: Ich dreh dir die Nase, nein, das ganze Gesicht um, um, du Bock, daß dir die gelben Lämpchen in die Speiseröhre leuchten! – Also: Wenn die First-Lady von Sir Bomme sauige Worte in den Mund nimmt, hast du dabei das Maul zu halten, kapiert! Du bist der Dachs hier und hast das Maul zu halten! Jetzt noch mal von vorn, Boy: Das Ding, das du noch nie gesehen hast von innen, wie heißt das?

Carmen: Laß ihn. (zeigt ein Poster) Guckt mal. Das ist Wenkhe-Wenkhe. Absolute Top-Nummer. Mit Auto­gramm. Hab‘s gestern höchstpersönlich empfangen. Na, ihr Böcke!

Siggi: Eine Sahne!

Bohne: Dicke Titten hat sie.

Carmen: Siggi, wie isses. hat sie mehr zu bieten als Irene, was?

Siggi: Wieso denn Irene. welche Irene denn.

Bohne: Geb’s zu,  du hast sie schon, im Geist.

Carmen: Die schöne Irene. Viel Arsch, wenig Brust, fegt die Treppe von McBamml’s, damit Widdersteiner Ordnung herrscht in Unterthal. Siggi Illm, Jungfrau, liebt den Feger.

Siggi: Eh, laß das sein, Carmen!

Bohne: Eh, geb’s zu, du hast noch keine gelatscht.

Siggi: Nicht so direkt eigentlich. Ich hab schon mal, beinahe.

Carmen: Or, mein Guter! Da kannst du ja gar nicht zu Ende träumen früh, wenn du‘s noch nicht gemacht hast. Bohne hat früh immer ein Ding!

Siggi: Da kann er aber was.

Carmen: Sag ich ja.

Bohne: Und weiß nicht, wo mit hin, wenn du so lange schläfst.

Siggi: Wer, du?

Bohne: Na, du nicht. Carmen. Guck sie dir an, die Bärenschnecke. Da steht sie.

Siggi: Ich weiß wohin, keine Sorge.

Carmen: Zu Irene.

Siggi: Wieso denn immer Irene!

Bohne: Also nicht?

Siggi: Nein.

Bohne: Gut, wir glauben dir. Dein Glück. Du hättest sonst nicht mehr zu uns gepaßt. Wir sind ausgeschlossen von McBamml’s. Wir dürfen nicht mal auf die Treppe, wo sie fegt.

Siggi: Ich leg da überhaupt keinen Wert drauf, zu euch zu passen.

Bohne: So? Hau ab, Fatzke.

Siggi: Nicht doch. warum denn gleich so, Bohne.

Carmen: Jungfrau und dazu feige. Und sieht Scheiße aus.  – Ich hab eine Idee, wie du dir helfen kannst.

Siggi: Du?

Carmen: Bei McBamml’s gibt’s ein Hinterzimmer. Da servieren sie nackt.

Bohne: Hab ich auch gehört. 

Siggi: Wer?

Bohne: Was?

Siggi: Serviert nackt?

Bohne: Die kommen von weit hinter Widderstein und sind schwarz. Schwarz und nackt. Die Tittem größer als bei Wenkhe-Wenkhe!

Siggi: Ihr spinnt!

Carmen: Nee, wir spinnen nich. Die warten nur auf männliche Jungfraun.

Siggi: Wirklich?

Bohne:  Spring Siggi spring, Hoppa heißa. Ein Ochse, der die Kuh bespringt – ist doof!

Siggi: Wieso?

Bohne: Weil er ein Ochse ist, du Ochse!

Siggi: Ich würd‘s trotzdem versuchen.

Carmen: Dann mach‘s! Geh rein! Frag nach der Karibik-Nummer!

Siggi: Ich hab doch kein Geld!

Bohne: Das hab ich gemeint mit Ochse. Bei dir schaukelt nichts im Portemonnaie. Abgeschnitten die Eier.

SIGGI: Bei dir doch auch.

BOHNE: So isses! Ich sag’s nicht gerne, aber so isses. Armes Unterthal!

Szene 4

Bürgersprechstunde des Übergeordneten Büros. Hugo Treuauge und Hannah Schierling.

Hannah: Ich denk, Sie suchen nach Möglichkeiten, um der Adipositas in Unterthal zu begegnen. Es ist eine Epidemie, eine Seuche, wie es sie nicht gab seit Zeiten der Pest, und es wird immer schlimmer!

Treuauge: Vorsicht! Unterthal schlecht machen ist in Unterthal nicht erlaubt, und auch nicht erwünscht! Um es auf den Punkt zu bringen: Es wird nicht toleriert! Das verlangt die Staatsräson! Wie haben es schon  schwer genug mit diesem Widderstein über uns! Denken Sie doch mit!

Hannah: Ich hab Ihnen was zu bieten, ich eröffne Ihnen Potentiale und Sie kommen mir mit Staatsräson! Nächtelang habe ich gearbeitet! Was denken Sie aus welchem Grund? Was war mein Antrieb?

Treuauge: Ihr Antrieb? Sie machen mich neugierig!

Hannah: Auf das Projekt selber sind Sie nicht neugierig?

Treuauge: Abgesehen davon, daß Sie sich hier in einer höchst diffizilen Angelegenheit zu Wort melden und zur Lösung eines Falles beitragen wollen, von dem ich selbst noch nicht weiß, ob er die Aufmerksamkeit, die er unter der Hand …

Hannah: Unter der Hand?

Treuauge: … die er unter der Hand mittlerweile genießt, auch wirklich wert ist, abgesehen also von dem ganzen, auch ohne Sie kompliziert genug sich darstellenden Umfeld, muß ich Sie fragen: Welche Qualifikation besitzen Sie? Schulabschlüsse, Führungszeugnisse, einen Berechtigungsschein Ihrer Arbeitsstelle, daß Sie sich mit derlei Dingen befassen dürfen! Welche Erfahrungen können Sie überhaupt haben auf diesem Gebiet?

Hannah: Auf dem Gebiet dieser Pandemie? Flächendeckenden Adipositas?

Treuauge: Ich bevorzuge sächsische Ausdrücke. Aber nennen Sie es, wie Sie wollen.

Hannah: Ich bin Schriftstellerin ….

Treuauge: Schriftstellerin??? Wenn Schriftstellerinnen nötig sind, Fremdwörter benutzt werden müssen, wenn lateinische Sprache gebraucht wird, um Sachverhalte kenntlich zu machen, die nur uns was angehen … Ich weiß nicht. Sächsische Lösungen werden verlangt vom Über­geordneten Büro!  – Sollten wir nicht auf die Ergebnisse von Wissenschaft warten? Sächsischer Wissenschaft? 

Hannah: Und wo sind sie, ihre Ergebnisse?

Treuauge: Meine?

Hannah: Sächsische! Die Ergebnisse sächsischer Wissenschaft?

Pause.

Treuauge: Was ich Ihnen jetzt sage, bleibt unter uns, verstanden! – Verstanden? – Unsere Wissenschaftler bringen keine Ergebnisse.

Hannah: Sie wissen warum!

Treuauge: Ja. Sie sind antriebslos.

Hannah: Aber Sie warten! Worauf?

Pause.

Treuauge: Also gut. Schießen Sie los! Tragen Sie ihr Projekt vor. Aber ohne Fremdwörter bitte! Wir sprechen sächsisch!

Hannah: In Unterthal muss ein Orden für gesteigerte Wahrnehmung und panoramale … also um eine Rundum-Aufmerksamkeit, sowohl temporal als auch lok … also, ein Orden für höchste Aufmerksamkeit und allumfassende Wahrnehmung … Der muss gegründet werden, Antrieb nämlich, Herr Treuauge, entsteht aus wahrgenommener und in Kooperation mit aller Existenz, und im Wettbewerb mit der!, sich vollziehender eigener Existenz. Die Mitglieder dieses Ordens werden – haben sie dies erst gelernt und verinnerlicht – hineinwirken in die Stadt, und in der Folge  …

Treuauge: Ich versteh nichts! Nichts! Fräulein … – wie war der Name? ! Tut mir ….

Auftritt Irene Quick.

Irene Quick: Hugo, wieder so eine Schote vom Bierschwammwirt!

Treuauge: Moment, Fräulein …

Hannah: Fräulein? Nun aber!  – Frau!

Treuauge: Oh, Sie sind verheiratet. Ich dachte, Schriftstellerin ….

Hannah: Nein.

Treuauge: Bitte? Ahso.

Irene Quick: Sie lebt mit einem verheirateten Mann zusammen. Es ist uns bekannt wer.

Hannah: Sieh an! Die Fegerin der Treppe von McBamml’s!  Es ist uns bekannt!  Wem? Der Reinigungs­firma! Oder sind Sie noch in einer anderen Firma?

Treuauge: Gutgut. – Die Reinigungsfirma, was denn sonst. Auf der Treppe von McBamml’s hört man, was die Leute so reden.

Irene Quick:  Mit einem verheirateten Mann. Und dabei gibt es so viele grundanständige, prinzipienfeste Klohns, die ohne Frau auskommen müssen …

Treuauge: Gutgut, Irene. Wenn du dich bitte gedulden wolltest. – Also Frau ….

Hannah: Schierling.

Treuauge: Frau Schierling, ja …. Tut mir leid! Ich verstehe nicht, wovon Sie reden!

Hannah: Nicht? Sie verstehen nicht, wovon  ….

Treuauge: Ich danke Ihnen für die Bereitschaft zur Mitarbeit bei der Lösung eines uns bedrän­genden Problems. Ich bin sicher, wir werden es lösen. Vielleicht sogar, und das würde ich uns beiden wünschen, mit Ihrer Hilfe. Aber vorher müssen Sie sich ausdrücken lernen. Ausdrücken, wie sich Unterthal ausdrücken würde. Auf Wiedersehen. 

Hannah: Mein Projekt taugt was. Ja, mehr als das! Es ist die Lösung! Sie müßten sich nur Zeit nehmen .. .

Irene Quick:  Die hat er nicht, Schätzchen! Er ist der Zweite Sekretär!

Treuauge: Auf Wiedersehen, Frau Schierling. Das mit dem Antrieb müssten Sie mir später vielleicht doch noch mal näher erläutern!

Hannah ab.

Treuauge: Was ist mit dem Bierschwammwirt?

Irene Quick:  Jetzt erklärt das Rindvieh den Gästen, er würde sich öffentlich aufhängen demnächst vor seiner Kneipe, weil seine Gäste nicht mehr zwischen die Stehtische passen! Vorausgesetzt, er fände einen Strick, der ihn, das heißt seine 250 kg, aushielte…

Treuauge: Einfach ein paar Tische rausnehmen, auf die Idee kommt er nicht?

Irene Quick: Ihm fehlt generell die Motivation.

Treuauge: Das sagen eure Berichte?

Irene Quick: Das sagen unsere Berichte.

Treuauge: Und?

Irene Quick: Wir haben zwei ständige Beobachter vor Ort. Einen in der Kneipe, einen davor. Und extra starke Seile. Falls doch … Also damit es keine Klohnerie wird!

Treuauge: Der Bierschwammwirt! Der auch!

Irene Quick: Wie „der auch“?

Treuauge: Gibt es noch einen in Unterthal, der normal ist?

Irene Quick: Natürlich Hugo. – Nimmst du mich mit in deinem Wagen?

Treuauge: Ich hab den Chauffeur weggeschickt.

Irene Quick: Dann wolltest du mit der Straßenbahn fahren? Du hast nicht vergessen, wo du herkommst, Hugo! Das gefällt mir an dir!

Treuauge: Fahrn wir zusammen?

Irene Quick: Lass uns laufen.

Treuauge: Warum?

Irene Quick:  Ein 175 Kilogramm schwerer Mensch mit einer Schrittlänge von 60 Zenti­metern verbrennt beim Gehen 3 Kalorien je 100 Schritte. Das sind 6 Kalorien auf 120 Meter.

Treuauge: Es war ein anstrengender Tag. Straßenbahn – mehr schaffe ich nicht.

Beide ab.

Szene 5

Im Übergeordneten Büro.

ERSTER SEKRETÄR: Die Lage, wie ist sie, Kameradin Quick? Das Ohr, du hast es am Mund der Bevölkerung, was sagt er, der Mund? Dass wir Fortschritte machen im Kampf gegen die Epidemie, die voluminöse, hahaha, sagt er das?

Irene Quick: Das sagt er nicht, Kamerad Nummer eins, also erster Kamerad, also erster Sekretär der obersten Kamera­den, er sagt überhaupt nichts, ihm fehlt alle Antrieb noch was zu sagen, weil ..

ERSTER SEKRETÄR: Weil, Kameradin Quick?

Irene Quick:  Weil er beschäftigt ist, Kamerad erster Sekretär.

ERSTER SEKRETÄR: Gut ist das, Kameraden, gut, gut! Womit ist er beschäftigt?

Irene Quick: Mit Atmen, Kamerad erster Sekretär,  er muss Luft einziehen …

HUGO TREUAUGE: Und wieder ausstoßen!

ERSTER SEKRETÄR: Klar, nicht wahr, das ist doch klar, Kamerad zweiter Sekretär!

HUGO TREUAUGE: Ja schon, aber er stößt nicht genug aus.

ERSTER SEKRETÄR:  Was? Sowas? Warum denn sowas?

Irene Quick: Weil er nicht genug einzieht, und deshalb schon neue Luft braucht, wenn er die alte, die nicht ausreicht, noch nicht wieder ausgestoßen hat!

ERSTER SEKRETÄR: Raten, lassen Sie mich raten, Kameradin Quick! Kurzatmigkeit!  – Warum sagt keiner was?

HUGO TREUAUGE: Weil es so ist, Kamerad erster Sekretär.

ERSTER SEKRETÄR: Raten, lassen Sie mich raten, Kamerad zweiter Sekretär! Sie sind zu dick, die Gesichter, in die die Münder eingelassen sind! Ist es so?

HUGO TREUAUGE: So dick sind die Gesichter, Kamerad erster Sekretär, dass man die Münder fast gar nicht mehr sieht!

ERSTER SEKRETÄR: Was dann mal auszusprechen war! Danke, Kameraden!!  – Und nun? Was ist zu tun? Was müssen wir tun?

HUGO TREUAUGE: Es gibt zwei Varianten, Kamerad erster Sekretär!

ERSTER SEKRETÄR:  Frisch heraus, frisch raus, halten sie nicht hinterm Berg, Kamerad, aber sehen Sie zu, dass es nicht zu unangenehm wird!

HUGO TREUAUGE: Variante 1: Wir nehmen einen weiteren Kredit auf in Widderstein, und leasen  McMumm’s.

ERSTER SEKRETÄR: Unangenehm das, unangenehm! Wir zahlen schon den Kredit für McBamml‘s nur mit Not und Mühe zurück!

Der Zukünftige Erste Sekretär  schaltet sich ein.

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: McMumm‘s ist in Widderstein sehr erfolgreich! Die Widdersteiner strampeln sich ihre Pfunde äußerst erfolgreich ab von Schenkeln, Bauch und Stiernacken!

HUGO TREUAUGE: McMumm‘s verdient daran unmäßig gut!

ERSTER SEKRETÄR: Ah, es geht um Profit! Unangenehm, unangenehm! Profit ist nicht er­wünscht! Die andere Variante?

HUGO TREUAUGE: Wir setzen die Friedenswehr weiter ein!

ERSTER SEKRETÄR: So wie gehabt! Das ist gut!

HUGO TREUAUGE: So wie gehabt. Die Friedenswehr hindert die Bevölkerung, die McBamml’s übermäßig frequentiert, am Zugang zu McBamml‘s.

ERSTER SEKRETÄR:  Gut! Das ist gut!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Das ist nicht gut!

ERSTER SEKRETÄR:  Nicht gut? Wir machen das so seit einiger Zeit! Es hat sich bewährt! Es kann nur gut sein!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Wir verdienen nichts! Um den Kredit zurückzuzahlen!

ERSTER SEKRETÄR:  Pah! Wer Schulden hat, den gibt man Kredit, sonst kriegt man die Schul­den nie zurück! Das wissen die in Widderstein! Hahaha!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Aber unsere, die Bevölkerung … Sie folgt uns nicht mehr!

ERSTER SEKRETÄR: Na und? Wenn sie andererseits antriebslos ist?! Das hat Vorteile! Sie kommt nicht auf dumme Gedanken!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Wenn ersteres stimmt – „wer Schulden hat, dem wird gegeben“ -,  und es stimmt! Dann können wir auch einen Kredit aufnehmen für McMumm‘s!

ERSTER SEKRETÄR: Das können wir nicht. Nein.

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Die Gründe? Die Gründe, Kamerad erster Sekretär!

ERSTER SEKRETÄR:  Muss ich dir das sagen? Vielleicht bist du zu jung, und ich muss dir das sagen? Viel­leicht bist du so jung, dass du vergessen hast, wo deine Wurzeln liegen? Andererseits bist du geistig so alt inzwischen, dass du vergessen hast, wer dein Vater war?

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Das habe ich keinesfalls vergessen! Mein Vater, das weiß ich …

ERSTER SEKRETÄR:  Nein, das weißt du nicht. Du weißt nicht, wer dein Vater war! Sonst würdest Du mir nicht ins Wort fallen! Hat dir dein Vater das beigebracht, dass man einem älteren und lebenserfahreneren Kameraden ins Wort fällt? Das hat er nicht! Denn er war ein Klohn, ein einfacher Mensch! Der hat gewusst, was er verdient mit seiner Hände Arbeit, und er hat gewusst, was er ausgeben kann. Ein einfacher Mensch eben, von Tycoons unterdrückt. Durch das politi­sche Mittel der Unmenschlichkeit beherrsch­ten sie uns. Und erfanden für uns den – wie sie in systembedingter Überheblichkeit dachten – abwertenden Begriff Klohn. Klohn –  für einen linkischen, naiven, gutgläubigen, vertrauensseligen und dadurch beherrschbaren Menschen. Was ein Irrtum war, denn die Tycoons brachen zusammen unter ihren Kriegen, und dann war er zur Stelle, der naive, gutgläubige, vertrauensselige Mensch und rettete Mensch und Gesellschaft, und führte die Geschichte zu einem guten Ende. Seither ist der Begriff Klohn geadelt, ist der Klohn an sich ein Leitbild! – Ja, Kameraden, eine kleine Lektion in Geschichte, und du, Kamerad, den sie in meinem Rücken den Zukünftigen Ersten Sekretär nennen (was ich sehr wohl weiß!) kehr um! Wer weiß, was die Zukunft bringt! – Nicht noch mehr Schulden in Widderstein! Das nicht! Das auf keinen Fall! Keine Schulden bei Kriegstreiber-Tycoons! Und zwar nicht, Kameraden, weil wir uns Schulden nicht leisten können! Sondern weil wir Klohns sind, einfache, anständige Menschen mit einem Staatshaushalt einer Gemeinschaft von Klohns würdig! – Diskussion beendete!  – Kamerad Zweiter Sekretär: Einsatz der Friedenswehr!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Ich warne und appelliere an dich, an uns alle, das nicht zu tun! Nicht zu spekulieren auf die Antriebslosigkeit unserer Bevölkerung! Sie sind nicht nur antriebslos, sie sind auch orientierungslos! Und Orientierungslosigkeit, ich könnte das jetzt psychologisch erklären, ist ein Sprengstoff!

ERSTER SEKRETÄR: Erklär‘s nicht!

Irene Quick: Erkläre! – Entschuldige, Kamerad Erster Sekretär. Nur so können wir ihn widerlegen. Oder, das ist ja eventuell auch denkbar, uns nützt seine Meinung irgendwie …

ERSTER SEKRETÄR: Weil du’s bist, Irene. – Aber! Kurz bitte!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Unter Orientierungslosigkeit steckt ein Wille, ein Bedürfnis, eine gegen sich selbst und andere grausame Notwendigkeit, die man …

ERSTER SEKRETÄR: Mund halten! Raus! – Wille! Bedürfnis! Sowas gibt’s gar nicht!

Alle schweigen. Stille.

ERSTER SEKRETÄR: Raus!

Alle schweigen.

HUGO TREUAUGE: Es gäbe noch eine dritte Lösung!

Stille.

HUGO TREUAUGE: Darf ich?

ERSTER SEKRETÄR: Aber kurz!

ZUKÜNFTIGER ERSTER SEKRETÄR: Sehr kurz!

HUGO TREUAUGE: Nach Meinung einer Expertin, die mit dem Gesundheitsbüro kooperiert … – also ich lese vor, ich habe es mir notiert:

In Unterthal muss ein Orden für gesteigerte Wahrnehmung und panoramale … also eine Rundum-Aufmerk­sam­keit, sowohl temporal als auch lok … also, ein Orden für höchste Aufmerksamkeit und allumfassende Wahrnehmung … Der muss gegründet werden, Antrieb nämlich, Kameraden, entsteht aus wahrgenommener und in Kooperation und Wettbewerb mit aller Existenz sich vollziehender eigener Existenz. Die Mitglieder dieses Ordens – entsprechend geschult – sollen und werden hineinwirken in die  …  – Soll ich weiter?

Stille.

ERSTER SEKRETÄR: Ich habe es nicht verstanden. Und, du, Zukünftiger, haha, Erster Sekretär? Es geht um Zukunft! Was hältst du von ihr?

Zukünftiger Erster Sekretär schüttelt den Kopf.  

ERSTER SEKRETÄR: Irene?

Irene Quick [MN1] schüttelt den Kopf.  

ERSTER SEKRETÄR: Sitzung beendet, Einsatz Friedenswehr!

Szene 6

Auf dem Boulevard. Auftritt Liane Schierling. In ihrem Gefolge Kuschelweich, Arbeitsschaf, Arminius Sachse. –

LIANE Schierling: Das ist schön, wie Sie über Widderstein denken, Arminius. Ich war schon in den schönsten Ecken dort und ich kann es Ihnen gar nicht beschreiben. Ich stand auf dem höchsten Berg und sah unter mir die dunklen Wälder sich ausbreiten, ich sah die Hänge sanft hinabfallen in die Täler und sich schließen um einen einsamen Wiesenraum, in dem, unberührt und fern, die Mittagsstille stand – und diesselbe Stille, nur noch schmerzlicher, hat man in den Abendstunden wieder – und man fühlt dem Dichter nach, wenn er, der einsame Wanderer, voll Sehnsucht – ach, ich kann es Ihnen, darf es nicht sagen, welche Sehnsucht danach ich empfinde ..

Arminius: Auch ich – ich darf Sie doch Liane nennen, liebe Freundin – auch ich verspüre ein Unbefriedigtsein, es drängt in mir und zieht mich hinaus …

Arbeitsschaf: Sie auch, Herr Arminius!

Kuschelweich: Aber deshalb ist er doch hier in Unterthal, Else! Fern seiner Heimat!

Arminius: Ja ja, es ist vielleicht süß, zu süß gedacht. Andererseits, warum denn nicht, es betrifft uns vier nur, wir sind doch allein, in der Weite, einsam ….

Kuschelweich: Ach Sie, lieber Mensch, erröten Sie nicht, kommen Sie, näher …

Arbeitsschaf: Herr Arminius, gucken Sie mal, ich muß hier irgendwas haben, das juckt so.

Kuschelweich: Aber, das ist wirklich ungehörig!

LIANE Schierling: Du kannst dich doch nicht vor unserem Herrn Arminius so entblößen. Und überhaupt, dein unschöner Rücken!

Kuschelweich:  Und nun läßt du auch noch das Kleid fallen!

LIANE Schierling: Das alles ist äußerst geschmacklos, das Kleid am meisten.

Kuschelweich: Deine Schlüpfer sind schmutzig!

Arbeitsschaf: Wenn es mich juckt, Mensch. Ich hab meine Bedürfnisse. Hier, Herr Arminius, kratzen Sie mal! –

Arminius: Nun, unsere liebe Elsa, derb und unkompliziert, wie wir sie lieben. Nun denn, da will ich mal nicht so sein. Wo, sagten Sie?

Kuschelweich: Aber Herr Arminius, Sie gehn zu weit in ihrer Nächstenliebe!

Arbeitsschaf: Das ist eben mal die Cosima Kuschelweich, Herr Arminius! Immer ums Ästhetische rum! Aber sie weiß sich zu bewegen, das hat sie mir vorweg. – Was denn, schon Schluß?

LIANE Schierling: Unsere Elsa, das Arbeitsschaf, lieber Arminius!

Kuschelweich:  Daß man immer wieder so weichherzig ist, sie mitzunehmen in die bessere Gesellschaft!

LIANE Schierling: Aber man kann sich doch nicht so hinwegsetzen über alles, Cosima! Daß es Not gibt auf der Welt und Menschen in unserer allernächsten Umgebung, die, nun ja, unkompliziert sind, wie – in großem Weltverständnis und nicht ganz, ohne daß ich Sie tadeln muß, lieber  Arminius – nur Sie so etwas nennen dürfen.

Kuschelweich:  Nicht wahr, Herr Arminius, wir sollen unsere Mitmenschen lieben!

Arminius: Nun, liebe Cosima, fest und unbeirrbar möchte man darauf sagen: Ja. Und doch …

LIANE Schierling: Und doch sind den schönsten Gegenden Widdersteins entwachsen genialische Geister, die sprachen … 

Arbeitsschaf: Wenn die Unterwäsche schmutzig ist, muß man sie ausziehen. 

Kuschelweich: Was?! Altes Ferkel, Mensch!

LIANE Schierling: Verzeihn Sie, Arminius, mein Gedanke von den genialischen Gegenden  … er ist von Ihnen angeregt … Er wühlt mich auf .. ach, Sie, lieber Mensch, wenn wir Sie nicht hätten!

Arbeitsschaf: So eine Ziege! Die ganze Leibwäsche macht man der, blitzweiß, und das ist der Dank. Weil man nich an sich selber denkt. Na und. Renn’sch ehmd nacksch rum. Macht doch nischt, oder? Eh, Arminius, guck … –

LIANE Schierling: Am Wochenende kommt Hanna, Cosima, Hanna kommt, Hanna kommt …

Arbeitsschaf: Wieso „kommt“?

LIANE Schierling: Na sie besuchte mich.

Arbeitsschaf: Kommt sie so selten, dass du hier so einen Aufstand machen musst? Sie wohnt sechs Straßen weiter!

LIANE Schierling: Sie hat zu viel zu tun. Aber das kannst du ja nicht erfassen.

Arbeitsschaf: Was, was kann ich nicht fassen?

LIANE Schierling: Das es auch  Leute gibt, die zu tun haben.

Arbeitsschaf: Also das ist ja! Ich mach dir die Wäsche, ich putze dir die Türklinken, weil du Angst hast dich anzustecken, obwohl diese Fettsucht gar nicht durch Ansteckung übertragen wird …

Arminius: Das ist die Gelegenheit, meine Damen, Sie zu fragen, was ich Sie  schon lange fragen wollte!

Kuschelweich: Nur zu, nur zu, Herr Arminius, wir sind gierig auf Ihre Fragen!

Arminius: Wie kommt es, dass Sie so, nun ja, es muss einmal ausgesprochen werden, dass Sie so blendend aussehen! Alle drei! So schlank sind!

Kuschelweich: Naja, die nun gerade nicht, die frisst heimlich!

LIANE Schierling: Obwohl wir uns, als Schwestern, geeinigt haben, nicht zu McBamml’s zu gehen!

Arbeitsschaf:  Ich halte mich da dran! Ich gehe da nicht hin!

Kuschelweich: Aber du holst alles nach, wenn du heimlich frisst, und …

LIANE Schierling: Sag‘s nicht, Cosima!

Kuschelweich: Doch! Sie wühlt in den Containern von McBamml‘s, und frisst, was diese kranken Menschen, diese Fettewänste, nicht mehr schaffen konnten!

Arbeitsschaf:  Lüge! Ihr seid so gemein! Gemein seid ihr! Lüge, Herr Arminius!

Arminius: Sie gehen nicht zu McBamml‘s? Alle Achtung! Das nenne ich Haltung!

Kuschelweich:  Sie doch auch nicht, Herr Arminius!

LIANE Schierling: Sie sind unser Vorbild, Arminius!

Kuschelweich:  Ihre Vorbilder sind unsere Vorbilder Herr Arminius!

LIANE Schierling: Wir sind Unterthal-Widdersteiner, Herr Arminius! Wir sind noch Tycoons, alte Tycoons, zack zack, wenn ich das mal so sagen darf! Zucht und Ordnung! Ach! Wenn  das wieder kommt! Das Leben wird dann wieder überschaubar sein!

Kuschelweich: Wir hoffen auf sie, Herr Arminius!  Wir hoffen auf Widderstein!

Arminius: Nun ja, so zack zack, das ist auch in Widderstein nicht mehr. Die Welt entwickelt sich weiter, liebe Freundinnen, das Rad der Geschichte dreht sich!

Kuschelweich: Das hoffen wir, Herr Arminius, wir hoffen, dass es Widderstein und die  Tycoons hierher zurückdreht nach Unterthal!

Arbeitsschaf: Ist das nicht ihre Mission hier, Herr Arminius?

Kuschelweich: Still, Dummchen, darüber spricht man nicht!

Arminius:  Nun, so geheim ist es nicht! Ich berate ihre Leute ein bisschen, das sogenannte Übergeordnete Büro ja, das weiß man. Das darf man wissen.

Kuschelweich: Anderes aber nicht!

LIANE Schierling:  Wir fragen nicht, Cosima!

Arbeitsschaf: Obwohl sie fast platzt vor Neugier!

Kuschelweich: Lüge Herr Arminius, wir üben uns in Geduld, und darin haben wir Übung!

LIANE Schierling:  Die Jahre, die wir darben  mussten, abgeschnitten von allem …. Von allen Höhen, ich meine jetzt auch die geistigen, nicht nur den Felsen, auf dem Widderstein steht!

Kuschelweich: Abgeschnitten von Ihnen, Herr Arminius!

Pause.

Arminius:  Ja, ich glaube, ich muss jetzt. Mein Flugzeug ….

LIANE Schierling:  Ein Flugzeug, um nach Widderstein zu kommen! 2000m! Wo sind wir hin geraten! Wo leben wir!

Arminius steht auf.

Arminius: Behalten Sie Mut! Das Rad der Geschichte dreht sich! Wohin, das liegt ein bisschen auch an uns!

Kuschelweich: Lassen sie sich umarmen, teurer Mensch!

LIANE Schierling:  Auch von mir – einen festen Druck!

Arbeitsschaf: Herr Arminius, das einfache Volk, dass ich hier vertrete, das glaubt fest an sie! So fest, wie mein Händedruck, Herr Arminius! Bis zum nächsten Mal!

Alle: Bis zum nächsten Mal!

Szene 7

TREUAUGE:

Kennt wer meinen Schrebergarten, wo

In Reih und Glied

Grad gewachsene Möhren stehn?

Kennt mich wer noch?

Dann schaut her!

Ich bin‘s!

Parkend vor meim Möhrenbeet!

Mein armes Auge will

Herunter auf die Möhren sehn und

Sieht die Möhren nicht!

Mein Blick aufs Beet –

Verdeckt!

Verdeckt von – ich bin Unterthaler – epochaler Leibesfülle!

Doppelt epochal als die

Eines Zweiten Sekretärs im Ü-Büro von Unterthal, der

Ich nicht mehr bin.

Der ich mal war.

Da gings mir – halb so dick – noch gut!

Und jetzt nicht mehr!

Nein, inzwischen geht’s mir ..

.. gar nicht, oder?

Gut!

Keine Arbeit mehr!

Ich aber bin‘s!

Bin’s noch!

Parkend vor meim Möhrenbeet!

Ha, die Drecksarbeit des Zweiten Sekretärs!

Ich wein ihr keine Träne nach!

Vorbei!

Fressen nur

Und leerer Tag und Fressen

Danken mir:

Mit solchem Wanst gewaltig

Wie  – und nun hierher gerollt –

Die Erdhalbkugel.

Feierabend!

Lebensfeierabend!

Ich, in meinem All

Der Globus!

Es kam – überraschend. Oder eben nicht. Überraschend. Ich weiß es nicht. Es kam.  – Die Zahlen stiegen. Die den Bauchumfang bezeichnen jedes einzelnen! Nicht die Körpergröße  – in den For­mu­laren im Gesundheitsamt – war mehr das Maß der Dinge! Nein, der Leibesumfang, Bauchvolumen!

Man kann nicht mehr durch Unterthal gehen, ohne dass ein‘ ekelt, wenn man das Fleisch überall wachsen sieht! Wie es die Straßen verstopft! Verkehr? Gibt es nicht mehr! Keine und keiner, die in irgendein Fahrzeug noch kämen!

Und wer ist daran schuld? Nur einer!

Sagt der Zukünftige Erste Sekretär und blickt in die Runde. Guckt den Alten an, den Ersten.

Der König ist tot, es lebe der König!

Meine Möhren! Wenn ich sie sehen könnte!

Stehn Sie prächtig?

Rot und kerzengerade, grün das Kraut wie irischer Frühling?

So, sagt der Erste und ist aschfahl. Eine solche Katastrophe kann nicht von McBamml‘s kommen! Das ist ein Virus!  Das ist biologische Kriegsführung! Und wer steckt dahinter?

Widderstein? Sind deren Menschen so deformiert wie unsere? Sind sie nicht!

Also stecken die Tycoons dahinter!

Und wer ist ihr Handlanger bei uns? Wer verteilt das Virus, streut das Gift?

Wer – in Komplizenschaft mit einigen Verrätern im Geheimdienst – bringt das Wohl von Unterstein in Gefahr wegen krankhafter Egomanie?

Der da!

Und blickt in die Runde. Guckt den an, der ihn angeklagt hat. Den wir den Zukünf­tigen Ersten Sekretär genannt haben.

……….

Ja, genannt haben – denke ich. Bis hierher, denke ich. Da ist jetzt Schluss, denke ich. Denn das zu überleben – enttarnt vom Ersten Sekretär, dem Büro hingestellt als als Verräter – das wär wie … Weiterleben in Walhalla! Woran Tycoons nur glauben!

Der König ist tot, es lebe der König!

Es kam – überraschend.  Der Neue – wir nannten ihn da noch den ‚Zukünftigen‘ – plötzlich schlägt er zurück, greift an.

Das seien ja mal Gedanken, höhnt er, dass sei ja alles richtig, dass verstehe er doch vollkommen.

Und ja, der Geheimdienst, unserer, sei auf seiner Seite – aber nicht, weil der ihm geholfen hätte, die eigene Bevölkerung mit biologischen Waffen unkenntlich zu machen. Sie sich selbst so, und  – schlimmer noch!  – auch dem Übergeordneten Büro zu entfremden! Sondern weil er und der Geheimdienst die Lage analysiert hätten. Und die Analyse habe ergeben, dass ein gewaltiger politischer Fehler vorliege. Und der bestehe darin, dass dem, was in Widderstein das jeweils in­dividuelle, und das soziale Gleichgewicht, wieder herbeigeführt habe, in Unterthal die Zulas­sung, sprich die Kreditaufnahme verweigert worden sei! Und deshalb hätte Unterthal kein McMumm’s! Und deshalb könne niemand in Unterthal die ihm zugewachsenen Zentner wieder abstoßen!

Nicht wahr, Irene!

Ja, sagt Irene, das ist die Analyse.

Irene? Auf seiner Seite?

Ruhe!

Irene!

Irene auf der Seite des Neuen!

Absolute Ruhe!

Und nun – ich konnte mir die Welt nicht vorstellen ohne den Alten (unser Walhalla ist Unterthal, und einen Gott wechselt man nicht aus) – mache ich meinen Fehler.

Ich sage, dass es eine Lösung für das Problem gebe, ohne Kreditaufnahme, ohne McMumm’s. Kompliziert zwar, aber die Situation sei es ja auch.

Und lasse Hanna Schierling kommen. Und die kommt und sagt ihr McMumm’s heiße PAE. Was keiner versteht, als sie es erläutert. Ich auch  – auch diesmal – nicht.

Sie lässt sich davon nicht beirren; sie erläutert! Mit Feuer! Sie brennt für ihre Sache! Woher kommt das, frag ich mich?  Und denke: Vielleicht muss man sie gar nicht verstehen?  Vielleicht muss man ihr nur folgen? So wie man dem Ersten Sekretär gefolgt ist? Ich weiß auch nicht, warum ich das denke. Vielleicht, weil sie so redet? So hat hier noch niemand geredet, und – ich spürs, ich spürs in den Eingeweiden! – mir geht’s besser! Vielleicht, denk ich, ist das mit PAE gemeint … dass man so reden kann? Dass man was spürt?

Sie ist fertig.

Ruhe im Büro.

Alle gucken in die Luft.

Und dann auf mich.

Irene schüttelt – kaum merklich – den Kopf.

Der König ist tot, es lebe der König!

Meine Möhren! Wenn ich sie sehen könnte!

Stehn Sie prächtig?

Rot und kerzengerade, grün das Kraut wie irischer Frühling?

Ja …. Ich hab das gespürt … Das das mein Ende ist.

Wieso hab ich an diesem Tag was  gespürt? Nie vorher hab ich was gespürt!

Ja, also  – mein Ende. Ich begreif es, und irgendwie bin ich weg.

Als ich wieder da bin, ist die Schierling auch weg, und der Zukünftige Erste Sekretär ist der Erste Sekretär.

Ich blicke in die Runde – alles neue Gesichter!

Wie lange war ich denn weg?

Oder hab ich das alles geträumt?

Kennt mich wer noch?

Dann schaut her!

Ich bin‘s!

Parkend vor meim Möhrenbeet!

Ich! In meinem All!

Der Globus!

Feierabend!

Szene 8

Eine kleine Anhöhe in Unterthal.

Hannah: Warum hast du mich hierher geschleppt?

LIANE Schierling: Weil man von hier den Widderstein sehen kann.

Hannah: Das ist bekannt in Unterthal, dass man von hie den Widderstein sehen kann.

LIANE Schierling: Den Widderstein auf dem die Stadt Widderstein steht. Widderstein, meine Vergangenheit, meine Gegenwart, und – meine Zukunft!

Hannah: Mutter, hör auf!

LIANE Schierling: Wieso?

Hannah: Willst du immer nur in der Vorstellung leben, nie in der Realität?

LIANE Schierling: Wieso fragst du so etwas?

Hannah: Leben ist konkret, Leben, das sind Straßen, durch die man gehen, Häuser, in denen man wohnen kann! Wenn Widderstein deine Zukunft ist, so willst du in der Zukunft durch Wid­dersteiner Straßen gehen? In einem Widdersteiner Haus wohnen?

LIANE Schierling: Schau nur!  Die Sonne kommt durch! Widderstein erstrahlt im Licht! Widderstein – die goldene Stadt!

Hannah: Golden ist sie nur, weil du hier stehst, ausgeschlossen bist, und nicht hin kannst!

LIANE Schierling: Und so was will Schriftstellerin sein!

Hannah: Schriftstellerinnen sind keine Träumerinnen!

Pause.

Hannah: Was hältst du vom neuen Ersten Sekretär?

LIANE Schierling: Nichts. Er ist ein Klohn. Und du?

Hannah: Auch nichts.

LIANE Schierling: Und ich dachte, du verknüpfst Hoffnung mit ihm!

Hannah: Und wieso denkst du das?

LIANE Schierling: Auf irgendetwas muss der Mensch seine Hoffnung setzen! Und da es nicht Widderstein ist, nicht die Vergangenheit, nicht die Welt der Tycoons ….

Pause.

LIANE Schierling: Ja, ich weiß schon! Wahrnehmung und Aufmerksamkeit! Wenn alle nach diesem Prinzip ihr Dasein einrichteten …

Hannah: Woher weißt du .. ?

LIANE Schierling: Woher ich weiß? Du hast mir davon erzählt!

Hannah: Wann?

LIANE Schierling: Nachdem du bei deinem Gigolo damit abgeblitzt warst!

Hannah: So!

LIANE Schierling: Ein Glück, dass das vorbei ist! Wie konntest du nur, mit so einem Menschen…?

Hannah:  Ich bin nicht nur bei meinem – wie nennst du ihn, Gigolo?  – damit gescheitert. Ich stoße überall damit auf Unverständnis, so dass ich mich frage, ob ich nicht unrecht habe damit, ob nicht die Welt der falsche Ort ist für so ein Dasein? Für einen Dasein, wie ich es leben will, nur leben kann eigentlich!

LIANE Schierling: Bei mir bist du nicht damit gescheitert, ich verstehe dich!

Hannah: So?

LIANE Schierling: Aber du verstehst mich nicht, das heißt, du verstehst dich selber nicht!

Hannah: Ich bin gespannt!

LIANE Schierling: Schau nach oben! Die Stadt, die uns so nahe ist, die ferne Stadt, fern durch traurige Schicksalsschläge für einige Zeit –  sie glänzt immer noch unter dieser herrlichen Sonne! Ich nenne sie mal, um mich dir verständlich zu machen, die Sonne der Gegenwart! Hoff­nung der Gegenwart. Wie es die physikalische Sonne, nicht die metaphorische, für die Erde ist Tag für Tag! Was sagst du jetzt? Weißt du nun, dass dein Talent, an das du nicht glaubst, von mir kommt?

Hannah: Mutter!

LIANE Schierling: Um Widderstein so sehen zu können, um Gegenwart überhaupt sehen zu können, und zwar konkret, sozusagen anfassbar, sehen zu können – muss man aufmerksam mit allen Fasern seines Dasein da sein, muss man wahrnehmen können, und zwar alles, auch das nicht Sichtbare! Was sagst du nun?

Hannah: Ja, du siehst eben, wie du sehen kannst!

LIANE Schierling: Wie denn?

Hannah: Politisch, auf deine Wünsche heruntergebrochen, deinen Wünschen Verheißung zu­weisend. Dein Wollen nimmt wahr, nicht du!

LIANE Schierling: Ich bin mein Wollen!

Hannah:  Und ein Erster Sekretär, zum Beispiel, ist sein Wollen. Was glaubst du, was der dann wahrnimmt? Nur wahrnehmen kann?

Pause.

LIANE Schierling: Du drehst mir das Wort im Mund rum. – Nein, ich verstehe dich nicht. Ich habe dich nie verstanden. Und werde dich nie verstehen.

Pause.

Hannah: Dann werde ich jetzt gehen!

LIANE Schierling: Geh!

Hannah geht.

LIANE Schierling: Zum Glück habe ich einen, der mich versteht. Da, da oben ist er zu Hause. Widderstein! Arminius! 

Szene 9

Café auf dem Boulevard in Unterthal.

LIANE Schierling: Unser Café! 10 Jahre lang sind wir hierher gegangen, nachdem wir das vorher 20 Jahre lang nicht konnten. Da hatten wir uns um unsere Kinder zu kümmern. Na ja, nicht alle!

Arbeitsschaf: Ich weiß, dass ihr mir das vorwerft!

Kuschelweich: Niemand wirft dir was vor, Elsa!

Arbeitsschaf: Doch, jedes Mal! Jedes Mal der unausgesprochene Vorwurf, dass ich keine Kinder habe! 30 Jahre lang, dass ich keine Kinder habe!

LIANE Schierling: Ja, die Zeit ist vergangen. Was schaust du mich so an, Cosima?

Kuschelweich: Ich bin zufrieden mit dir, Schwesterherz. Na ja, fast.

LIANE Schierling: Wieso fast?

Kuschelweich: 30 Jahre, die wischt man nicht weg. Die sieht man!

LIANE SCHIERLING: Auch an dir ist die Zeit nicht vorbei gegangen, Cosima!

Kuschelweich: Guck mich an! Schlank wie nie!

LIANE Schierling: Und schön! Nur ist die Schönheit versteckt hinter dem Alter. Da muss die leider oberflächliche Menschheit sich anstrengen, sie zu sehen.

Arbeitsschaf: Milchglas! Schönheit dahinter? Nicht für mich.

LIANE Schierling: Wie kommt sie auf Milchglas?

Kuschelweich: Weil sie nur ihr eignes Gesicht kennt! Weiß, fett, matt, aufgedunsen!

Arbeitsschaf: Wie gemein ihr sein könnt.

LIANE Schierling:  Du hast zugenommen, Elsa! Wir nicht! Du nimmst weiter zu, Elsa! Wir nicht!

Kuschelweich: Und das, wo Unterthal, inzwischen den anderen Weg nimmt!

LIANE Schierling:  Wo alles wie früher wird!

Kuschelweich: Seit wir das neue Büro haben! Seit er sein Versprechen wahr macht!

LIANE Schierling: „Er“? Wer ist „er“?

Kuschelweich: Der erste Sekretär?

LIANE Schierling: Dass ich nicht lache!

Kuschelweich: Es gibt McMumm’s! Das hat er durchgesetzt! Alle Leute gehen hin! Bringen sich in Form! Halten sich in ihr! Das Erscheinungsbild der Bevölkerung von Unterthal – in der Mehr­zahl: Annehm­bar!

LIANE Schierling: McBamml‘s geächtet, Elsa!  Man schleicht sich dorthin wie in ein Bordell!

Arbeitsschaf: Es ist eins.

LIANE Schierling: Woher weißt du das so genau? Plünderst nach wie vor die Container hinter dem Puff! Die Unterschicht – was frisst sie inzwischen? Ge­müsebretter mit Käse? Türkenfleisch? Ochsenfett aus der argentinischen Pampa? Wirst du deswegen immer fetter?

Arbeitsschaf: Was ist denn los mit dir?

LIANE Schierling: Du stinkst! Nach Schweinefutter!

Pause.

Kuschelweich: Liane, das ist böse! Sie ist unsere Schwester!  

LIANE SCHIERLING: Die? Wer weiß, wie die in die Familie kam!

Kuschelweich: Liane! Du versündigst dich an unserer Mutter!

LIANE SCHIERLING: Das ist das Schicksal von Müttern.

Kuschelweich: Was?

LIANE SCHIERLING: Dass sich an ihnen versündigt wird.

Pause.

Kuschelweich: Du denkst an Hannah?

LIANE SCHIERLING: Die hat ihr Leben. In mische mich da nicht ein.

Pause.

LIANE SCHIERLING: zu Arbeitsschaf Du stinkst nach Schweinefutter!

Arbeitsschaf: Hochnäsig wie immer! Bildest dir was ein auf deine Schlankheit! Das ich nicht lache. Ein Klappergestell, das bist du. – Deine Tochter ….

LIANE SCHIERLING: Was ist mit Hannah!

Arbeitsschaf: Fett wie ein Schwein!

Kuschelweich: Elsa! Liane weint!

Arbeitsschaf: Keine Angst! Ich bin auf Hannahs Seite!  – Hannah hat Format!

LIANE SCHIERLING: unter Tränen Das sagst du nur, weil du selber fett bist!

Lange Pause.

Arbeitsschaf: Ich weiß, warum Hannah so dick geworden ist!

Kuschelweich: Warum? Sag‘s mir.

Lange Pause.

Arbeitsschaf: Fragt euch, warum ihr so dünn seid!

Kuschelweich: Warum?

Arbeitsschaf: Weil ihr mit dem Spiegel lebt. Weil ihr täglich vor ihm steht. Früh, mittags und abends. Und vorm zu Bett gehen noch einmal. Damit der Spiegel euch sagen kann, dass ihr seid, wie Widderstein will, dass ihr sein sollt.

LIANE Schierling: Widderstein! Ich bin ein Mensch mit eigener Meinung!

Arbeitsschaf: Widderstein ist der Sinn eures Lebens.

Lange Pause.

Kuschelweich: Was ist der Sinn deines Lebens?

Arbeitsschaf: Ich hab keinen.

Pause.

Kuschelweich:  Und deshalb bist du so unförmig? Weil du keinen Sinn hast, nichts woran du dich hältst?

LIANE Schierling: Hannah hat einen.

Arbeitsschaf: Hatte einen. Bis alle den Sinn nur noch darin sahen, zu McMumm’s zu rennen.

Pause.

LIANE Schierling: Arminius ist jetzt Chefberater beim Ersten Sekretär. Habt ihr das ge­wusst?

Kuschelweich: Das wissen alle.

Szene 10

Bei McBamml’s. Carmen, Bohne, Siggi. Sie beißen in riesige Burgers.

Siggi: Ziemlich leer hier. Ich dachte echt, es wär voller.

Carmen: Das haben wir für dich organisiert.

Siggi: Für mich? Warum?

Carmen: Wir wollten dir den Anblick von Fettwänsten ersparen.

Bohne: Wir dachten, dass deprimiert dich.

Siggi: Hä? Wieso das denn?

Carmen: Weil du selber so wahnsinnig fett geworden bist ….

Siggi: Ihr doch auch!

Carmen: Bei uns ist das was andres. Wir sind sensibel. Da hat man’s schwerer.

BOHNE: Und muss essen.   – Außerdem geht es vielen Dicken so. Jetzt, wo so viele wieder schlank werden, fühlen sie sich diskriminiert.

Carmen: Rassismus! Gewichtsrassismus!

Bohne: In Widderstein haben die Dicken angefangen sich zu wehren!

Carmen: Mit Erfolg!

Bohne: Die Dünnen dürfen nicht mehr auf die Straße. Als Dünne.

Carmen: Damit sie die Beleibteren nicht provozieren durch ihren geringen Körperumfang.

Siggi: Hä?

Carmen: Sie legen sich einen Körperkäfig an, tragen ihn unter der Kleidung. Das macht ihnen einen großen Leibumfang.

BOHNE: Das schafft Gerechtigkeit. Die Dickeren fühlen sich nicht mehr ausgegrenzt.

Carmen: Das ist bewiesen! Von der Wissenschaft.

BOHNE: Und ist gut für alle. Die Dünnen zeigen sich solidarisch. Bleiben in ihren Käfigen.

SIGGI: Hä? Für immer?

CARMEN: Für immer!

Bohne: So, und nun hätten wir ….

Carmen: Wir hätten nun eine Frage an dich, Siggi: Würdest du dich motiviert fühlen, würdest du dich weiter oben sehen in der Stadt, sagen wir als dritter oder vierter Sekretär, wenn du nicht mehr gewichtsrassistisch verfolgt wirst?

Siggi: Ey, Carmen, ihr spinnt!

Bohne: Siggi, bist du bereit, uns die Frage zu beantworten?!

Siggi: Da muss ich drüber schlafen ….

Carmen: ruft Herr Schwanz? Siggi ist soweit!

Herr Schwanz ist nur zu hören

STIMME: Siggi! Ich bin leitender Mitarbeiter beim Statistischen Hauptamt und Abteilungsleiter in der Gesundheitsbehörde. Und dokumentiere und werte aus alle gewichts-anti-rassistischen Maßnahmen. Glaubst du, dass es durch dieses Projekt – Anti-rassistischer körperumfänglicher Gestaltskäfig für ungerechtfertigt Privilegierte – aufwärts für alle Dicken geht? Aufwärts gehen wird auch für dich?

Siggi an der Rampe. Publikumsansprache.

Siggi: Dass es mit mir aufwärts gehen wird? Glaube ich nicht. Und würde mir auch nicht gefallen. Wenn die ganzen Schlanken sich wegen mir verstecken müssen. Ich habe mich immer über sie gefreut. Gedacht, dass es aufwärts geht wenigstens mit den Menschen, zu denen ich nicht gehöre.

Pause.

Siggi: Also … mit der Menschheit ….

STIMME: Menschheit! Habt ihr das gehört, Carmen und Bohne? Er hat Menschheit gesagt! Er denkt an die Menschheit! – Abbruch!

BOHNE: Wieso Abbruch?

CARMEN: Es läuft doch alles!

STIMMUNG: Es läuft alles?! Unser Format hat den Titel: „Dümmer als ich! Geht das über­ haupt?“ Und der gibt hier solche Antworten! Ihr habt mir versichert, dass der rotzblöd ist!

CARMEN: Was hat er denn gesagt? Dass er an die Menschheit glaubt!

STIMME: Eben!

CARMEN: An die Menschheit glauben!  Gibt es was Dümmeres?

Pause.

STIMME: Entschuldigung.

CARMEN: Dann mach die Kameras wieder an! Mach deine Sendung: Dümmer als ich! Geht das über­haupt? – Heute: Siggi von der Müllabfuhr!

Pause.

STIMME: Siggi! Soso! Du glaubst also an die Menschheit!

Siggi antwortet nicht.

STIMME: Er antwortet nicht! Dafür, ihr Hampelmänner, gibt es kein Cash!

CARMEN: Siggi, rede!

BOHNE: Siggi, Mensch! Verdirb uns das nicht!

Sie warten. Von Siggi keine Reaktion.

STIMME: Tja, nichts sagen, und so gar nicht nichts sagen …. Das ist sehr, sehr dumm! Für euch!

CARMEN: Für uns?

STIMME: Für euch. Kein Cash. Und die Rechnung bezahlt ihr selber. Fired!

Szene 11

Hannah sitzt auf einem Schemel am Grab ihrer Mutter.

Hannah: Mutter?  – Hör ich dich?

Nein!

Solange der Mensch lebt, wahr- und aufnimmt, und – wenn er das richtig tut, ohne Hinterge­danken, ohne Zweck – bringt er was hervor: Sich!

Solange er lebt!

Ist er tot, geht das nicht mehr.

Und  du bist tot. Zermalmt  von einem Geschoss  aus Widderstein! Haha! Die eifrigste Verfech­terin von Widderstein in Unterthal das erste Opfer einer Widdersteiner Warnung an Unterthal!

Widderstein  – das war deine Wahrheit immer! Und nun: Getötet von der eigenen Wahrheit!

So geht es mir auch!

Na ja, ich bin deine Tochter!

Gut, tot noch nicht. Das kommt aber noch! Bald! Hier! Hier, an deinem Grab!

Im Tod vereint, haha.

Nicht von mir herbeigeführt, nein! Das hab ich mir nicht ausgesucht! Das nutz ich nur.

Pause. Sie sitzt und schaut auf das Grab.

Superman hat das gemacht! Hat mir den Ort verraten. Den hier. Dass ich dich rette vor einem zweiten Tod. Vor der Leichenfledderei – wenn alles, was bestattet ist, nochmal in die Luft gehen soll!

Dich meint Widderstein!

Die eifrigste Verfech­terin von Widderstein in Unterthal dead body jetzt, soll nochmal Opfer werden! Auftakt des Widdersteiner Kriegs in Unterthal!

Weiß ich von Superman.

Superman ? – Heißt so! Wirklich!

Mein Bettgenosse. Letzter!

Ist Führungsmensch im Physikalisch-mathematisch-statistischen Salon von Unterthal, korrespon­dier­en­des Mitglied der gleichnamigen Akademie in Widderstein!

Kann den Krieg, der kommt, nicht verhindern!

Weil Unterthal den Tunnel baut. Der nach oben führt. Im Felsen. Im Felsen, auf dem Widderstein steht. Selber können die nicht eindringen in den Felsen, dann bricht das Fundament weg womög­lich, auf dem sie stehen. Aber Unterthal und seinem Ersten Sekretär – dem kann das egal sein. Wenn der Felsen bricht, bevor seine Armee auf dem Marktplatz von Widderstein schwuppdiwupp aus dem Schacht klettert.

Und heute – läuft das Ultimum ab. Das Widderstein Unterthal gestellt hat: Aufhören mit dem Tunnelbau! Sonst regnets Bomben! Hochexplosionsgeschosse! Präzisionsflugkörper! Schlagen ein, haargenau dort, wo die Akademie das plant!

Und das Ziel – so der Plan – ist hier. Auf dem Friedhof! Genauer: Am frischen Grab des Opfers der ersten Widdersteiner Warnung! Das soll Symbolcharakter haben! Wir kriegen euch! Überall! Keine Ruhe für die Toten!

Und deshalb bin ich hier.

Pause.

In 10 Minuten läuft das Ultimatum ab.

Pause. Sie sitzt und schaut auf das Grab.

Ich soll was machen? Soll dich retten vor der Leichenfledderei?

Würd ich. Wenn du nicht tot wärst. Aber so?

Sind wir tot, sind wir der Nährstoff, mit dem der Baum sich füttert, Zweig und Frucht und Blüten Nahrung zuführt. Das ist auch Zerstörung – für den Toten. Für die Tote.

Ja, klar. Die Bombe fegt den Baum dann auch weg.

In 10 Minuten. Denn unser Erster Sekretär ist stur. Der wird den Tunnel weiterbauen. Seit er das Steuer rumgerissen, die Pandemie besiegt, und gleichgezogen hat mit Widderstein, ist Unterthal sein Eigentum. Und Widderstein hat auch so einen: Lord-Tycoon-Premier! Er – seine Rede Tag für Tag – hat das Widdersteiner Eigen­tum zu schützen!

Pause. Sie sitzt und schaut auf das Grab.

Was?  – Superman? – Der weiß nicht, dass ich hier bin. Dass ich sterben werde. Dass in die Luft gehn wird mein Fleisch, dass ich so hasse.

Weil – es ist zu viel!

Ich – was einmal Ich war – ist erdrückt, zerquetscht. Von einer Sau – die ein Ich zu nennen ich nicht mich traue – Sau, die, wenn sie sich wälzt, immer mal ein Junges plattmacht.

Als ich jung war, hab ich die Welt gewarnt!

Betäubt euch nicht, vor allem nicht durch Fressen!

Bemüht euch, Teil zu sein von allem, und seid alles! Überwindet Grenzen, vor allem zwischen eurem Innen und dem Draußen!

Versteckt euch nicht! Verschwindet nicht – im eignen Fleisch!

Pause. Sie sitzt und schaut auf das Grab.

Hannah Schierling, die die Welt erretten wollte – getötet von der Wahrheit!

Weil die sie kannte! Wusste

Dass sie nicht allein sein konnte.

Hier hört man – undeutlich, unverständlich  – die Stimme der Mutter. Hannah versucht zu verstehen.

Was?   – Nicht  tot? Sprichst eine andere Sprache jetzt?

Quatsch! Es ist der Wind, der knarrt im Baum!

Hannah sitzt und schaut auf das Grab. Man  hört wiederum – undeutlich, unverständlich  – die Stimme der Mutter.

Was?  – Ah! Solange nur, wie ich lebe?

Sie steht auf, will sich bewegen, gerät aber sofort außer Atem. – Spricht im Stehen, muss aber Pausen machen.

Nein. Wir werden sterben. Du mit mir. Beide. 

Wieder die Stimme der Mutter, die in anderer Sprache spricht. Hannah hört, versucht zu verstehen.

Nein. Wir warten. Wie alle. Auf den Krieg!

Ob Kriege sich verhindern  lassen?  – Was geht’s mich an.

Pause. Sie setzt sich.

Ja, warten …  Letzte Etappe auf der Karriereleiter! Fast schon ist man oben!

Zeit vergeht.

Vielleicht erzähl ich was solange.  – Im Grenzland zwischen Widderstein und Unterthal, als man da noch leben konnte …. Eines Morgens wach ich auf ….  Kletter aus dem Gitterbettchen … draußen Wiese, hinterm Zaun der Wald … da steh ich, bin … Zwitschern der Vögel, Krähen des Hahnes .. Ich bin Wind, der über meine Haut streicht. Bin das Scheppern der Milch­kanne, mit der die Großmutter aus …

Ein Knall. Black. Im Black das Chaos auseinanderfliegender Welt.


 [MN1]