Ich bin Papst, denn deutsch ist nur, wer Champion ist (Inszenierung)

 

PREMIERE 13. April- 2006

Uwe Klaus-Jürgen Gundolf Schrebermann (23), kompetent für die Comedy-Bühne bis in die früh-porösen Kniegelenke, führt über deutsche Straßen, Exerzierplätze, kuhglockenbeschallte Almen und Reichstagsvorplätze souverän hinein in cottbuser Amtsstuben, postindustrielle Schlaf- und Werbeagenturen, Chor- und Laientheaterauftritte, bis im Juni 2006 in der Münchner Allianz-Arena selbst er es einsieht:

Ich bin Papst

Doch Bremse – Friedrich (62), genannt Spaßbremse – Kabarettist aus dem vorigen Jahrtausend, aus­geliehen an die EHRLICHEN für einen Euro von der Agentur für Arbeit, melancholisch ob der Aus­sicht auf sein bißchen Rente ab 67 und kurz vor dem Abkratzen noch Atheist, weiß nicht so recht …

Da schließen DIE EHRLICHEN, fußballbesoffen wie nie, die Reihen und singen:

.. denn deutsch ist nur

wer  Champion ist!

Es singen und spielen: Sandra Barthold,  Benjamin Hantschke, Sonja Hempel, Mathias Neuber, Markus Roder, Mechthild Schmidt, Lars Seidel, Kathleen Wenig

Texte von: Mathias Neuber, Stephan Hehl, Sandra Barthold

am Klavier: Mechthild Schmidt

Regie: Mathias Neuber

KRITIK

In guter Form wieder auf dem Spielfeld – „Die Ehrlichen“ mit neuem Programm in „bühne 8“

Der Heilige Vater kam fast ganz am Ende dran, Hoffnungsträger Klinsi gar erst nach ihm, aber eigentlich ging es um Arbeit ­nach halbjähriger Probenzeit hatte das neue Programm der „Ehrlichen“ unter dem leicht sperrigen Titel „Ich bin Papst…denn deutsch ist nur wer Champion ist“ in der „bühne 8“ seine viel beklatschte Premiere. Zu sehen war ein knapp zweistündiges Nummernprogramm, das von Regisseur Mathias Neuber mit einem fußballmannschaftsstarken Ensemble ein­studiert worden war.

VON VOLKMAR WEITZE

Gleich am Anfang der Idealfall: Einer kommt raus, macht gar nichts und trotz­dem lacht alles. Und zwar über Gundolf, den zwölffachen Vater, einen ewig zu kurzen Rautenpullover auf dem Leib, einen enormen Intelligenzverstärker auf der Nase und ein lustiges Hütchen auf dem Kopf. Er macht den Ansager, teilt sich die Arbeit mit Herrn Bremse, einem Ex­-Wissenschaftler der Kabarettistik. Dem sprießt die Verachtung seiner jetzigen Tätigkeit aus allen Knopflöchern, was er mit der Fröhlichkeit eines Grabredners zelebriert.

Und um Arbeit geht es in der Tat, mehr noch um ihre Abwesenheit. Auch um Arbeitslose, die bei den „Ehrlichen“ zu Arbeitsloosern mutieren. Verlierer sind aber auch die, die in den Arbeitsagenturen hinterm Schalter sitzen. Ja selbst, man sollte es nicht glauben, die deutschen Unternehmer stimmen in das Klagelied ein.

Allerdings von der anderen Ecke her. Was sollen sie denn auch noch unterneh­men, wenn ihnen die Steuergeschenke wie die sprichwörtlichen gebratenen Tauben in den Mund fliegen und sie nicht mehr wissen wohin mit dem vielen Kapital. Ach, so ein kleines bisschen Klassenkampf, wie könnte er doch für Belebung sorgen.

Das Programm nähert sich eher vorsich­tig seinem Thema, aber das tut es von Anfang an umwerfend komisch. Die bis zum Hintersinn reichenden Texte Marke Eigenbau werden von einem Ensemble präsentiert, das sich aus unterschiedlichen Typen zusammensetzt, die sich auf vor­treffliche Weise ergänzen.

Zuweilen hat sich das Publikum die Pointe einer Szene bereits erklatscht, aber trotzdem folgt noch Text. Und hin und wieder geht’s auf der Bühne dann doch zu privat zu: kleine Lässlichkeiten, die ohne Mühe korrigierbar scheinen.

Im Ganzen ein Abend, den anzuschauen sich lohnt.

Es scheint, als seien „Die Ehrlichen“ nach zweijähriger Auszeit auf der Ersatz­bank des Lebens wieder in guter Form auf das Spielfeld zurückgekehrt