Es begegnen sich zwei in einer Landschaft nach dem Krieg: Stacey und Simon.
Doch sind es wirklich sie?
Eine Abwesende gewinnt Kontur; ein Ängstlicher tritt auf; eine, die nie Schauspielerin sein wollte, wird es – sie alle sind Stacey? Simon?
Was je war, was immer hätte sein können, es begegnet sich hier, wandelt sich.
Ohne Zweck.
Ohne Ziel.
L a n d s c h a f t e n n a c h d e m K r i e g !
amagi / traumtheater als soziale situation
Jana Veit, Mehmet Kücük, Mathias Neuber, Shujing Zhang
Ich bin Stacey. Stacey arbeitet im Kulturamt. Hat im Kulturamt gearbeitet! Jetzt nicht mehr. Weil ich, warum will ich nicht wissen, getrunken habe, und eines Tages die Treppe in meinem Hochhaus hinabgestürzt bin. Seit dem Unfall arbeite ich nicht mehr. Meine Tage sind leer. Donnerstags fahre ich mit der S-Bahn zum U-Bahnhof Warschauer Straße. Dort ist Leben. Musik, Leute. Heute ist Donnerstag. Ich habe eine Flasche Rotwein in der Tasche, die Melodien, die der Saxophonist spielt, gefallen mir.
Simon. Simon war spazieren. Durch die Nacht. Das mache ich oft. Als Ausgleich. Weil – meine Tage strengen mich an! Die Tage in einem Bauunternehmen. Ich bin dort Bauleiter. Bauleiter sein ist nicht anstrengender als andere Berufe. Für Simon, mit seiner Menschenscheu, ist es Kampf. Er schläft dann nicht. Geht spazieren. Geht spazieren bis zur Wolfsstunde. 5 Uhr schlafe ich ein. 8 Uhr ist Simon auf der Baustelle. Fit. Das schaffe ich. Simon war nicht immer Bauleiter. Ursprünglich war er Ziegeleiarbeiter. Stacey kenne ich, weil ich in meiner Freizeit Theater spiele.Mein Spiel spielt nach, was war; spielt Welt. Spielt mich. Der sich im Aufbegehren – ab und zu, und immer wieder – treu blieb. Treu blieb im Versagen und in Niederlagen. Ich konnte da nichts machen. Ich spielte mich, den, der ich war. Hoffender, Verräter allen Hoffens, Versagender an vielen Tagen. Ich konnte da nichts machen. Und machte – in der Welt bin ich gewesen! – weiter, weiter hoffend. Nichts passierte. Außer Versagen, Erwartung wieder, Neustart, Niederlage und Verrat. So lebte ich und wusste immer, wer ich war: Spieler und Gespielter.Als ich zehn Jahre alt war und Scrootoh hatte. Als Scrootoh mir Freund und Gegner war. Als Scrootoh Scrootoh war und viele Freunde hatte. Als auch ich – außer Scrootoh – Freunde hatte. Als wir in einem Land lebten, dass ich mir ausgedacht hatte. Als das Land, dass ich mir ausgedacht hatte, abseits der Welt siedelte. Als in dem Land, das ich mir ausgedacht hatte, kein Krieg war. Als ich mit Scrootoh spielte und er mit mir. Als wir kämpften. Als ich in unseren Kämpfen Scrootoh so verstand, dass ich auch mich verstand.