Kreuzweise wahlwärts

Kreuzweise wahlwärts 2002 (Kabarett)

1Kein Schwächling – Christoph und Ronne: Noch mal von vorn: Du wirst uns nicht begreiflich machen, daß Du das alleine warst! – Robert: War ich aber. – Christoph und Ronne: Die Namen! – Robert: Außer mir hab ich keinen gesehen. – Janett: Wie lange bearbeitet ihr den schon? – Christoph und Ronne: Fünf Tage, vier Nächte. – Janett: Und was alles probiert? – Christoph und Ronne: Alles. – Janett: Schläge, Schlafentzug? – Christoph und Ronne: Selbstverständlich. – Unterführer: Hast du ihm gesagt, daß wir in 24 Stunden seine Familie ausrotten? – Christoph und Ronne: Familie? Er hat keine. – Janett: Und 36 C? – Christoph und Ronne: schütteln den Kopf. – Christoph: Rüstung – Pharma – Öl – Regieren alleine! – Ronne: auf einer Straße, die der Kanzler entlangfährt! – Christoph: 40 Meter Folie, hast Du alleine gedübelt, verschraubt, gegen den Wind gesichert? – Robert: Hat jeder popelige Baumarkt, was man dazu braucht. – Christoph. Na freilich, und 70 m Stoff gegenüber vom Potsdamer Landtag mit Wir schämen uns der Diäten! warst Du auch alleine! – Robert: Mit der freien Hand hab ich mir die Eier gekrault. – Christoph: Du hast gleich keine mehr, Du Sau! – Robert: Auch okay, kommt wenigstens keiner mit Alimenten. – Janett: Große Plakate mit großen Worten, wie kamst Du nur darauf? – Robert: Meinungsfreiheit in einer alten, erwachsenen Demokratie. – Janett: aufbrausend Hattet ihr den Quatsch in Sachkunde, oder willst Du Blödmann Bundespräsident werden .. wir behalten Dich solange hier bis ‘de senil genug dafür bist! – Robert: Irgendwann müßt ihr mich gehen lassen! – Janett: Uns gibt’s gar nicht. Unsere Gehälter kriegt kein Rechnungshof zu sehen, denk noch mal genau nach, was das heißt! – Robert: Interessiert mich nicht, Euer Gehalt. – Janett: Okay, du Arschloch, meine Mitarbeiter haben Dir deine Möglichkeiten längst erklärt, jetzt kommen wir eben zu den weniger schönen Dingen. zeigt ihm eine Videokassette – Robert: Nein, nein, nein … das machst Du nicht! – Janett: Doch. – Robert: wimmernd Wir waren immer zu viert: Hans Harms – Brunnengasse 13; Viktor Meyer – Willi-Brandt-Straße 154 und Rassel, heißt richtig: Johann Winkelreud und ist meistens in der WG Hermannstraße, 2. Stock, linke Seite. – Janett: Abführen!  – Ronne führt Robert hinaus. – Christoph: Die Kassette? – Janett: Wenn nichts mehr geht: Die! – Christoph: liest und kündigt an Dieter Bohlen! – Janett: und Thomas Anders – Christoph und Janett: Unplugged! –

è Musikeinspiel ===== Modern Talking Madley

2 – SONG: Dieter BohlenRobert und Ronne: Ich bin stark / Du bist schön / Genau das wollen die Frauen doch sehn / Wen interessiert Intelligenz / Nur wegen Sex-Appeal lieben uns die Fans / / Ihr seid stark / Wir sind schön / Genau das wollen die Frauen doch sehn / Wen interessiert Intelligenz / Nur wegen Sex-Appeal lieben uns die Fans /// Wir sind pfui pfui pfui / Reisen mit Tui Tui Tui / Geschmack haben wir nicht / Und auch mit Tanzen klappts nicht / Doch wir versuchens immer wieder / Mit die gleichen alten Lieder / Doch auch mit neuem Beat / Isses trotzdem noch schief /// Wir haben schöne Zähne / Und glatt rasierte Beene / Wir singen ganz alleene / Auch ohne Mikrophon / / Wir tanzen in der Sonne / und treiben‘s in der Tonne / und singen mit viel Wonne / von Leid und Perversion / /Naddl Naddl Baby / Streichel mir den Popo / Zeig mir Deine Ohren  / Und laß mich nie mehr los / / Ich lieb Dich wie nen Lutscher / Schlecke immer wieder / Über Deine Nase / Im roten Abendmond

Musikeinspiel ========= Marlene Dietrich. „Beste Freundin“

3 – The glory of FrauseinCaterina: Weißt du, wie ich neulich bei H&M reinkam, da hing da eine Jacke, also ich finde keine Worte, die dir zu beschreiben, die war so.. [Beschreibung].. Katrin: Erinnerst du dich an diesen Rock, den Bea so oft – zu oft, wenn du mich fragst: Hatte die denn nichts anderes zum Anziehen? – .. also, erinnerst du dich an den Rock, den Bea so oft anhatte, als sie mit Silvio zusammen war? – Caterina: Na ja jedenfalls hat die mir total in die Augen gestochen. Ich bin dann gar nicht hin, ich hab diese Superjacke immer nur umkreist, ich dachte immer nur, so eine tolle Jacke, das kann doch gar nicht sein, also ich hab mich wirklich nicht rangetraut, ich dachte, vielleicht ist es eine Fata Morgana. – Katrin: Du weißt doch, Silvio, der Große, der, hinter dem auch Patricia her war, aber er hat sich dann für Bea entschieden, und da ist diese Feindschaft entstanden zwischen Bea und Patricia.. – Wenn die zusammen waren, da hat man ja nie was gemerkt. Wenn du eine Frem­de gewesen wärst zwischen den beiden, du hättest absolut nichts gemerkt, großartig, hät­test du gedacht, wie die miteinander umgehen. – Caterina: Das war oben, die Damensachen sind nämlich oben, du weißt das doch, bei H&M, das sind zwei Stockwerke, und da haben sie die Sachen für die Männer unten und für die Frauen oben, oder ist es umgedreht? Die Frauen unten.. Ich weiß nicht.. Dann hätte meine tolle Superjacke ja unten gehangen, und ich wäre unten wie vom Schlag gerührt vor ihr stehen geblieben, da siehst du mal, dass ich nur noch Augen für die Jacke hatte.- Katrin: Aber mir, mir macht man nichts vor, genau gucken, genau hingucken musst du, das sag ich immer, da verrät dir noch der kleinste Wim­pern­schlag was los ist zwischen den beiden: Wimpernschlag für Wimpernschlag ein Auf­klappen von Falltüren! Und jedes Wimpernhärchen ein Messer! Das sind die Frauen, sag ich dir.. – Caterina: Also, ich hab sie mir angeguckt. Ich hab gedacht, so eine Wahnsinns­jacke, die musst du mal anziehen, ich hab überhaupt nicht aufs Preisschild geguckt, oder fast nicht, soll ich dir sagen, wie viel.. Vierhundert.. Also, ich bin rein in die Kabine, ich hab ab­so­lut reingepasst, das war meine Jacke; ja, als ich mich endlich vor dem Spiegel gesehen hab, da war das genau die Jacke, die ich mir immer gewünscht habe… – Katrin: Wo war ich stehen geblieben? Silvio? – Nein. Patricia? – Nein. Bea! – Bea, die kennst du doch, wie bin ich drauf gekommen.. ? Ist mir entfallen, na, jedenfalls ist sie ihren Silvio jetzt los, geschieht ihr ganz recht, die hat sich ja wer weiß was eingebildet, weil sie die­sen Rechtsanwalt hatte.. – Ist meine Schwieger­mut­ter doch neulich drauf gekommen, dass das Leben nutzlos ist! Dass sie sich überflüssig vorkommt! – Caterina verlässt die Szene. – Dass sie keine Ausstrahlung hat! Dass ihr Charisma verloren gegangen ist! Ver­loren gegangen durch die dreißig Jahre mit meinem Schwiegervater! Da muss ich ihr sogar recht geben, wenn ich mir den Sohn von diesem Schwiegervater angucke.. Na ja, jedenfalls sagt sie, jetzt reicht`s, sagt sie, Schluss, das muss sich ändern.. Und weißt du, was sie macht? – Sie geht zum Friseur, sie geht zur Kosmetik, sie fährt nach Berlin, um sich einkleiden zu lassen, sie kommt wieder und stellt sich hin vor meinen Schwie­gervater. Na, sagt sie.. Was na, sagt er.. Na siehst du nicht.. Was soll ich denn sehen? .. Du siehst aber auch nie was, sagt sie. Dass ich aussehe wie Lady Di zum Beispiel? .. Ah, sagt er.. Ja, sagt sie, aber du siehst ja nichts.. Na gut, sagt er, und nun? .. Was und nun, sagt sie. Nun helfe ich den kleinen Kindern in Polen. Nun zieh ich eine Hilfsorganisation auf! – Caterina kommt wieder mit einem Sektglas. Meine Schwiegermutter! Ideen hat die.. Gib mir mal nen Schluck .. Das kommt, weil sie diesen Mann hat. Der redet nicht, der sitzt da, oder rumort im Hobbykeller, der ist eigentlich gar nicht da.. Wie mein Mann .. Der ist den ganzen Tag rum um mich, aber mit den Gedanken.. Also, ich würde meinen Friseurtermin drum geben, wenn ich wüsste, was vorgeht in dem… Sie bricht ab. – Caterina: Was hast du denn? Warum redest du denn nicht weiter? – Katrin: Könntest du dir vorstellen, dass ich mich je mit meinem Mann so wunderbar unterhalten könnte wie mit dir? – Caterina: Nie! – Katrin: Und du mit deinem? – Caterina: Nie! – Katrin: Und warum nicht? – Caterina: Männer! Die können doch überhaupt nicht zuhören!

4- The Glory of Mannsein  Ronne: Nick, das mit den 30 000 war knapp. – Robert: Ich heiße doch Klaus. – Ronne : Ich weiß, Nick. – Robert: Der Himmel sieht nach Regen aus. – Ronne : Es hat schon 16 verdammte Wochen nicht geregnet. – Robert: Nicht mal genieselt. – Ronne : Auch nicht genieselt. – Robert: Das mit den 30 000 hatte ich jederzeit im Griff. – Ronne : Das hoffe ich, Nick .. sehr sogar. Wir können uns keine Fehler mehr leisten, Nick. – Robert: Ach was, und wie wir können, das weißt du doch genau. – Ronne : Psst! – Robert: Joe, ich glaube, die Leute finden, daß wir komisch reden. – Ronne : Aber es gefällt ihnen. – Robert: Fast, als wären wir im Film. – Ronne : Dabei sind wir so real wie Rasierpinsel und Schaum. – Robert: Du sagst immer Sätze, da kann man einfach nichts hinzufügen. – Ronne : Aach – das ist nichts Besonderes. – Robert: Ja, wir sind mit unseren Füßen immer auf der Erde geblieben. Deshalb reden wir so. – Ronne: Und weil es gut ist, ein Mann zu sein. – Robert: Auch wenn’de nach ‘ner Scheidung Unterhalt blechen mußt? – Ronne: Was ist Geld, was ist Zorn: Staub. Immer und zu allen Zeiten möchte ich ein Mann sein. Wenn ich über etwas in diesem Leben nachgedacht habe, dann übers Mann sein. – Robert: Ja, aber warum. – Ronne: Schon alleine, um so, wie wir beide jetzt hier dastehen, stehen zu können, gerade, gelöst, unabhängig, kurz und präzise das Wesentliche sagen. Ein Weib müßt’es singen.

Ton einspielen ========= 1. Bonanza – 2. Start der ZDF-Sendung „heute“

5 – Conference 1

Larissa von Kirchseine: 22. September 2002, Tag der Bundestagswahlen, 10:00 Uhr. Ich begrüße Sie im Studio B von www.dasfernsehen.de und freue mich, daß Sie so zahlreich erschienen sind. Was beweist, daß Sie zu hundert Prozent hinter der Vertrauen Bis 70 Prozent – Initiative der Bundesregierung stehen! Ronne Y. Kerner, worum geht es? – Ronne Y. Kerner: Ganz kurz, Larissa von Kirchseine. Die Wahlbeteiligung von vor vier Jahren? – Larissa von Kirchseine: 82,2 %. – Ronne Y. Kerner: Exakt. Das macht wieviel Prozent Nichtwähler? – Larissa von Kirchseine: 17,8 %. – Ronne Y. Kerner: Sehen Sie! – Larissa von Kirchseine: Was sehe ich? – Ronne Y. Kerner: Wohin die Politik gehen muß! – Larissa von Kirchseine: Die 17,8 % müssen unbedingt aktiviert werden, damit nicht die PDS gewinnt! – Ronne Y. Kerner: Im Gegenteil! Unter allen Umständen muß verhindert werden, daß die 17,8 % zur Wahl gehen!  – Larissa von Kirchseine: Wieso das? – Ronne Y. Kerner: Seit dem 11. September hat sich die Welt verändert! – Larissa von Kirchseine: .. ?? – Ronne Y. Kerner: Kein INFAS mehr macht dir verläßliche Aussagen! Eine hohe Wahlbeteiligung nützt den großen Parteien – daß ich nicht lache! 2000 Castorgegner beschäftigen 20 000 Polizeibeamte. 48 % Ostberliner gehen zur Wahl und wählen die Kommunistische Plattform! Alles Terroristen! – Larissa von Kirchseine: Aber, Ronne Y. Kerner .. ! – Ronne Y. Kerner: Otto Schily sieht das auch so! – Larissa von Kirchseine: Wieso? – Ronne Y. Kerner: Wer deinen Fingerabdruck will, weiß, daß du ein Terrorist bist! – Larissa von Kirchseine: Und ein Terrorist sollte nicht wählen dürfen! – Ronne Y. Kerner: Exakt. – Larissa von Kirchseine: Aber die gesetzlichen Mittel, ihn von der Wahl fernzuhalten, fehlen? – Ronne Y. Kerner: Exakt. Weshalb die Regierung ein großes Aufgebot von Unterhaltungsstars in die Spur geschickt hat …. – Larissa von Kirchseine: Können Sie ein paar Namen nennen? – Ronne Y. Kerner: Dieter Bohlen, Thomas Anders, das Laienballett des Spremberger Schützenvereins, ein berühmtes Kabarett aus Cottbus .. – Larissa von Kirchseine:  .. Die Ehrlichen, meine Damen und Herren .. – Ronne Y. Kerner:  .. Und nicht zuletzt uns beide, liebe Larissa: Larissa von Kirchseine, und .. – Larissa von Kirchseine:  .. Ronne Y. Kerner .. ! – 22. September 2002, meine Damen und Herren, Tag der Bundestagswahlen, 10:09 Uhr. – Also, Ronne Y. Kerner: Es soll durch Unterhaltungsmaßnahmen wie dieses Kabarettprogramm verhindert werden, daß die Leute heute Wählen gehen, weil Wählen ein Akt des Terrorismus ist! Hab ich das recht verstanden? – Ronne Y. Kerner: So ist die Meinung des Kanzlers, Larissa von Kirchseine: Wenn sich das Wahlverhalten nicht voraus bestimmen läßt, ist Wählen – jedenfalls seit dem 11. September – ein Akt des Terrorismus! – Larissa von Kirchseine: Und wenn die Vertrauen bis 70 Prozent – Initiative der Bundesregierung so großen Erfolg hat, daß gar niemand zur Wahl geht??! – Ronne Y. Kerner: Keine Wahl ist eine Bestätigung dafür, daß alles so weitergehen kann wie bisher. – Larissa von Kirchseine: Okay, und Sie, Ronne Y. Kerner, meinen, die Initiative hat Erfolg? – Ronne Y. Kerner: Darüber werden wir heute berichten, Larissa von Kirchseine. – Hallo, Herr Wolf-Rüdiger Schmidt-Bayer, wie sieht es aus im deutschen Land? Wie sieht es aus in den deutschen Familien? Womit beschäftigen Sie sich heute? – Herr Schmidt-Bayer: Ja, gucken wir uns das einfach mal an, Ronne Y. Kerner. Wir haben da – ich sehe, da fehlen noch die Eltern .. Wir haben da eben eine kleine Szene beobachtet. Sie sehen hier das Kind, das sitzt vorm Computer .. Ah, da sind ja auch die Eltern .. Szene ab!

6 – Spanier

Ronne: So, Leute, Stifte raus, es ist wieder mal Zeit, unseren Urlaub zu planen. Aber diesmal bleiben wir im Lande, das sag ich euch, diese Billig-Fliegerei geht mir aufn Sack. Oder willst du wieder mal mit Frau Günter auf die Champs-Elise? – Katrin: Nee, das eine Mal hat mir gereicht, die sprechen ja alle anders da. – janett: Ich habe dir immer gesagt, ohne ausländisch kommste nicht weit, mach doch mal ‘n Kursus. – Katrin: Das brauche ich nicht, dein Vater hat recht, diesmal bleiben wir in Deutschland. – Ronne : Jawoll, und wir fahren mit der Bahn, deutscher geht’s nicht. – janett: Also doch wieder Abenteuer-Urlaub! – Katrin: Quatsch! Die Frau Günter war mit ihrem Freund aufm letzten Oktoberfest, die sind ooch mit der Bahn gefahren – und es nix passiert, außer ‘n bißchen Verspätung. Bloß teuer war’s, hat sie gesagt. – janett: Wetten, daß unser Schnäppchen-Jäger sogar bei der Bahn ein Super-Billig-Angebot findet? – Ronne : Eins? Guck mal, Sparpreise und Super-Sparpreise und Guten-Abend-Ticket und und … – Katrin: Zeig mal. blättert. Bei Sparpreis muß man sonnabends oder sonntags fahren, bei Super-Sparpreis nicht am Freitag oder Sonntag und nicht am 12.5., 13.5. 22.5. – Wo ist denn mein Kalender? – janett: Gib mal her, ich streiche mal alle Tage aus, wo man nicht billig fahren kann. Tippt die Daten in den Computer  So, da habt ihr Euer Schnäppchen. – Ronne und Katrin : Und? Welchen Tag können wir nu billig fahren? – Janett: 30. Februar! –

7 – KommentarKatrin: Den Kommentar zur vertrauen bis 70 % Initiative der Bundesregierung spricht Fritz Mantelföhring vom Deutschlandsender. – Robert: Danke, Larissa von Kirchseine. – Auf Wiedersehen. – Katrin ab. – Für die einen waren es immer die aufregendsten Tage im Jahr, für die anderen ein Anachronismus: Wahlen. Mit dem Tod Leonid Breshnews, mit dem Fall der Berliner Mauer, mit dem Ausscheiden von Regine Hildebrand aus dem Sozialversicherungssystem gibt es nichts mehr zu wählen, kein politisches System, keine moralischen Ansichten. Dem Bürger nun noch eine Vielfalt vorzulügen, wäre nicht nur falsch, sondern im Grunde auch eine unverantwortliche Verschwendung von Papier und Sendezeit. Dem Realitätssinn des Bundeskanzlers vor allem verdanken wir das Vertrauen-bis-Siebzig-Prozent-Gesetz, das diesem Umstand Rechnung trägt, dem Bürger nicht Macht und Mitrede vorgaukelt, sondern ihn ernst nimmt, ihn für voll nimmt, zum ersten Mal in seiner langen Geschichte, ihn für voll nimmt als den passiven, liebenswerten Verbraucher, der er wirklich ist, und dafür gilt es heute dem Bundeskanzler mit wertvollem Ruhigbleiben, Sitzenbleiben, Zuhausebleiben Danke zu sagen. Danke, Kanzler, wir wissen: Du machst das schon, Köpf .. äh .. Kopf hoch! – Und nun schalten wir um in das Oberbürgermeisteramt von Cottbus, Guten Abend.

8 – Waldemar  in Not

Katrin, Sekretärin Marlies. Baumelt „mit de Beene“. – Robert, OB am Schreibtisch im Nebenraum. – Robert: Oh Gott oh Gott, jetzt ist der 100 000ste auch noch weg! – Katrin: Welcher 100 000ste?

Robert: Na der 100 000ste Einwohner! Nach Kiekebusch ist er gezogen. Damit haben wir unseren Großstadtstatus verloren, und ich bin kein Oberbürgermeister mehr! – Katrin: Moment, ich schau mal unter www.ein­woh­ner.de nach. – baumelt weiter „mit de Beene“ Nichts! – Robert: Was sollen wir bloß machen? – Katrin: Dann müssen wir wohl auf unsere alten Methoden zurückgreifen! – Robert: Studenten jagen?! – Katrin: Studenten jagen! Freeze. – Marlies in einer Einkaufsmeile. – Der OB abseits. –  Christoph geht vorbei.- Katrin: Halt, Sie sind Student! – Christoph: Nu! – Katrin: Herr … ? – Christoph: .. Kurzbuch .. – Katrin: .. Herr Kurzbuch, wir wissen, daß sich ihr Hauptwohnsitz nicht in Cottbus befindet! – Christoph: Nu! – Katrin: Wir haben da für sie ein Formular ausgefüllt, damit sie das ändern können! Hier unterschreiben! – Christoph: Sind Sie ‘ne Drückerkolonne!? – Katrin: Wir möchten Sie als Bürger in unsere wunderschöne Stadt aufnehmen. Also, was ist? – Christoph: Ich bin Dresdner und damit glücklich. Warum sollte ich Cottbuser werden? Kat­rin: Weil wir Ihnen 150 € dafür zahlen! Kleiner Beitrag der Stadt zur Studiengebührenerhöhung hahaha! Christoph: Für 150 € lasse ich mich doch nicht in Cottbus einsperren! Stellt euch davon lieber noch einen Schuhladen in die Sprem! – Robert: abseits Aber in Cottbus zum Fußball gehen! – Christoph: der es gehört hat Ich bin doch kein Masochist. – Katrin: 150 € ! – Christoph: Dresden zahlt an Studenten 250 € für eine Einbürgerung! – Robert: abseits und seit der Fußball-Antwort in Wut So? Da kennen Sie noch nicht die Heidelberger Gepflogenheiten? Da müssen Sie Heidelberger werden, wenn Sie dort studieren möchten, ob Sie wollen oder nicht. Und da gibt’s überhaupt kein Geld dafür ..! – Katrin: Hier unten rechts, bitte schön! Christoph geht Und eine Freikarte Christoph bleibt stehen für alle Bundesligaspiele von Cottbus! Christoph rennt weg – Caterina, eine Passantin, erkennt in Marlies ihre alte Kollegin und schreit: Caterina: Mensch Marlies, was für ein Zufall! Lange nicht gesehen. Wie geht’s denn im neuen Haus? Ihr seid doch vor kurzem umgezogen, nicht. Und gleich so weit! – Katrin: Pschtscht! – Caterina: Aber deine Arbeit hast du hier noch??! – Katrin: Pschtscht!

Caterina: Naja, die einen fahrn nach Berlin zur Arbeit und die anderen in den Speckgürtel nach Kiekebusch zum Wohnen. Ist eben mit dem einen wie mit dem andern nischt los hier!

9 – Multiple Persönlichkeit

Caterina: Guten Tag erst einmal! Nein, wirklich, auch wenn Sie das jetzt bezweifeln, dieser Tag wird noch gut werden! Glauben ’se mir’s! Positiv denken! Immerhin haben Sie mich getroffen! Und das es mich gibt, ist ein Riesenglück für Sie! Ich hab da nämlich ein ganz tolles Angebot! Nein, bleiben Sie da, bleiben Sie sitzen! Keine Hometrainer oder Küchengeräte! Nein, ich habe etwas, das Sie wirklich brauchen! Was kein anderer außer mir hat und .. worum Sie jeder Ihrer besten Freunde und Feinde beneiden wird, wenn Sie es haben! Aber dafür müssen Sie es erst mal haben wollen! Wollen Sie es haben? He, Sie sind clever, Sie denken, wenn Sie jetzt Ja brüllen, müssen Sie es nachher auch bezahlen! He, man! Nicht so ängstlich! Ich bin eine von den Guten! Sie können mir vertrauen! Vertrauen Sie mir? – Ah, ich merke schon, wir müssen noch einiges lernen! Aber das ist gar kein Problem! Dafür bin ich jetzt da! Sie sind wirklich Glückspilze! Nun entspannen Sie sich erstmal und suchen nicht bei jedem Satz, den ich äußere, den Haken! Mein Angebot, und das kann ich Ihnen mit 99%iger Sicherheit garantieren, ist hakenfrei! Das eine Prozent behalte ich mir als Provision ein. Man will ja schließlich auch leben. Aber bleiben Sie ganz ruhig, jetzt wissen Sie ja Bescheid. Ich bin ein ehrlicher Mensch. Und wissen Sie, warum ich es mir leisten kann, ehrlich zu sein? Weil ich nicht so bin wie Sie. Ich vertraue Ihnen. Und darum sage ich Ihnen auch ganz ehrlich, daß Sie es furchtbar bereuen werden, wenn Sie heute nicht auf mein Angebot eingehen, denn so ein Angebot macht Ihnen keiner ein zweites Mal! Glauben Sie mir, so viele ehrliche Menschen gibt es nicht! Und Sie haben wirklich Schwein, daß Sie heute hier sind, und mich getroffen haben. Ja, schauen Sie genau hin, vielleicht sehen Sie es nie wieder, aber so sieht ein ehrlicher Mensch aus. Doch genug von mir, kommen wir zu Ihnen. Was Sie brauchen – lassen Sie mich das hier in aller Bescheidenheit sagen – ist eine Rundumerneuerung. Fangen wir mit Ihrer Ehrlichkeit an. Wir machen jetzt eine kleine Übung. Stehen Sie mal alle auf! Alle! Und nun das rechte Bein so hier vorstellen. Und nun: Atmen Sie tief durch und hören Sie noch tiefer in sich hinein. Ganz tief. Halt, so tief nun auch wieder nicht. Beantworten Sie mir nun die folgende Frage wahrheitsgemäß. Welcher von den folgenden Personen möchten Sie im Jahr 2002 frei und fließend sein können? Der Sportliche? schnell Der Alte? Der Fahnder? Der Trinker? führt wieder vor Oder Der Schöne? Der Kettensägenmann? Oder der Schwule? Ihr seid doch alle schwul. Oder vielleicht der, der Sie schon immer mal sein wollten, aber nie sich trauten zu sein? – Halt! Psst! Ganz ruhig! Nichts sagen! Ich vertraue Ihnen! Merken Sie sich ganz einfach das, was Sie mir jetzt anvertrauen wollten. Merken! Ja, das ist jetzt ein bißchen anstrengend, aber ein wenig müssen Sie schon tun für Ihr Glück! So, und nun? Ich könnte jetzt gehen, und Sie mit Ihrem Herzenswunsch, ein neuer Mensch zu werden, allein lassen. Aber ich bin nicht nur voller Vertrauen und absolut ehrlich. Nein! Ich bin auch noch wahnsinnig nett und sage, was Sie tun müssen, um das zu sein, was Sie sein möchten! Dafür erwarte ich keinen Dank. Nein. Nur einen kleinen Scheck im Wert von 879,95 Euro. Gedeckt, versteht sich. Wegen der Ehrlichkeit und dem unendlichen Vertrauen, das ich Ihnen entgegenbringe. So, und mit welcher „Erkenne Dich selbst Compact Disk“ darf ich Ihnen beweisen, daß Sie der sein könnten, der Sie sein können? Mit Hilfe der CD können Sie schon nach 30 Minuten mittels des Behaviormat beginnen – zum Beispiel als „Der Alte“ – einfache Verhaltensmuster auszuführen. Und wenn Sie noch heute alle 27 CD’s bestellen, gibt es kostenlos die Kassette „Multiple Persönlichkeit – wie gehe ich damit um“ dazu. Schönen Tag noch. Und Danke für Ihr Vertrauen.

10 – ArbeitsamtRonne: Aha, Sie sind das also, die bei der Lotterie im Arbeitsamt ein Vorstellungsgespräch bei uns gewonnen hat. – Katrin: Ja. – Ronne: Na, dann zeigen Sie mal Ihre Unterlagen. blättert Donnerwetter, 20 zusätzliche Kurse, brav, brav .. Schnauzt plötzlich los Sitzen Sie gefälligst gerade! – Katrin: zuckt zusammen und setzt sich gerade hin. Ronne: blättert weiter Wo ist Ihr Gesundheitszeugnis? – Katrin: Ich wußte nicht, daß ich als Putze eins brauche. – Ronne: Natürlich brauchen Sie eins, wie sollen wir denn  sonst wissen, wie belastbar Sie sind? Schreit los. Stehen Sie auf! – Katrin: Steht auf. – Ronne: Drehen Sie sich! – Katrin: Dreht sich. – Ronne: Okay, nun bellen Sie mal! – Katrin: Wie bitte? – Ronne: Bellen! Wau wau! – Katrin: Nee, mach ich nicht. – Ronne: Na gut, dann eben miauen. – Katrin: Nee, mach ich auch nicht. – Ronne: Wiehern? – Katrin: Nee! Was soll das überhaupt? – Ronne: Das war ein Test, haben Sie das nicht gemerkt? – Katrin: Achso, und wie habe ich abgeschnitten? – Ronne: Moment. Dreikommaneun. – Katrin: Ist das gut oder schlecht? – Ronne: Keine Ahnung. – Katrin: Ja, krieg ich nu den Job? – Ronne: Welchen Job? Jobs vergeben wir schon seit Jahren keine mehr.

11 – SONG The Compu – Kids

zur Melodie von: „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht: Alle: Wenn Mutti früh zur Arbeit geht, dann bleibe ich zu Haus, / denn das weiß die Mutti nicht, aus der Schule flog ich raus // Ich setz mich dann an den PC, denn der bildet auch / dem Lehrer im Computerspiel hau ich auf den Bauch // Solange bis der Kopf abfällt, das bringt ‘nen Bonuspunkt, / danach kommen die Schüler dran, da gibt’s so richtig Stunk // Die Streberleichen knall ich ab, da paß ich auf wie nie // der Feind lauert stets überall – ein Spiel mit Strategie / Die toten Körper eß ich auf, das bringt mir Energie // denn Töten verbraucht sehr viel Kraft – ein Spiel mit Fantasie // Im letzten Level geht es ab, die Schule wird vermint / die Explosion wird riesengroß, das hab ich mir verdient // Im Finale kämpfe ich dann gegen den Direktor / ich mach mir nicht die Hände schmutzig, das macht mein Hund Hektor // Und morgen hab ich richtig Spaß, dann spiel ich das Spiel nach / mit Vatis neu‘m Maschinengewehr mach in ‚‘ne Menge Krach // Dann merkt meine Umwelt mal, was alles in mir steckt, / das hat sie bisher nämlich nicht, drum wird sie jetzt erschreckt

Ton einspielen ========= Startmusik der ZDF-Sendung „heute“.

12 – Conference II  Larissa von Kirchseine: 22. September 2002, 12:30 Uhr, meine Damen und Herren. Wir steuern auf eine kleine Sensation zu. Ronne Y. Kerner, wir liegen bei welcher Wahlbeteiligung bisher? – Ronne Y. Kerner: 0, 00% – Larissa von Kirchseine: Das ist erst einmal eine Zahl – was bedeutet sie? – Ronne Y. Kerner: Das bedeutet, Larissa von Kirchseine, dass 0, 00% der Wahlberechtigten zur Wahl gegangen sind. Im Klartext, Larissa: Kein einziger der Wahlberechtigten hat bisher den Gang an die Urne angetreten. – Larissa von Kirchseine: Das würden doch auch Sie als Überraschung bezeichnen? – Ronne Y. Kerner: Exakt. – Larissa von Kirchseine: Eine eher bedauerliche, oder eine eher zu begrüßende Überraschung? – Ronne Y. Kerner: Erst einmal, Larissa, ist ein Erfolg der Bundesregierung, die sich ja vorgenommen hatte, rund 30 % potentielle Nichtwähler, das heißt 30 % Unberechenbare, das heißt 30 % potentielle Terroristen, von der Wahl fernzuhalten. – Larissa von Kirchseine: Nun wird sie aber, wie es scheint, nicht 30 % ruhigstellen, sondern 100 .. ?? – Ronne Y. Kerner: Ja, da haben Sie das richtige Wort gewählt, Larissa: Ruhigstellen. – Larissa von Kirchseine: Wieso? – Ronne Y. Kerner: Wenn man „Ruhigstellen“ als Ziel der Politik bezeichnen will, und das muss man im Zeitalter des globalen Kampfes gegen den Terrorismus, dann ist das natürlich ein sozusagen hundertprozentiger Erfolg der Bundesregierung. – Larissa von Kirchseine: Also kann man der Bundesregierung gratulieren? – Ronne Y. Kerner: Noch ist es zu früh. – Larissa von Kirchseine: Es zeichnet sich ein großartiger Erfolg ab, Ronne Y. Kerner. Wie kam es dazu? – Ronne Y. Kerner: Nun, das Entertainment pur, zu dem ja auch wir unseren Beitrag leisten, liebe Larissa, ist natürlich eine wesentliche Ursache. Den Hauptgrund aber sehen  Analysten im Übergang zur Rollenden Woche kurz nach Einführung des Euro. – Larissa von Kirchseine: „Rollende Woche“ – ein Begriff aus der Arbeitswelt! – Ronne Y. Kerner: Hier angewendet auf den Konsum.  – Larissa von Kirchseine: Was bedeutet .. ? – Ronne Y. Kerner: Unbegrenzte Einkaufsmöglichkeiten. Alle Geschäfte sind rund um die Uhr geöffnet, alle Dienstleistungen 24 Stunden abrufbar. Montag bis Sonntag. – Larissa von Kirchseine: Hätte man für den Wahlsonntag nicht eine Ausnahme machen sollen? – Ronne Y. Kerner: Warum? Die Wirtschaft boomt! Und wenn die Wirtschaft boomt, erledigt sich die Politik von selbst. Außerdem war Joschka Fischer dagegen. – Larissa von Kirchseine: Warum? – Ronne Y. Kerner: Wenn schon der Bürger – so argumentiert er – aus der Hast und Gereiztheit seines Verbraucheralltages herausgerissen werden soll, dann nicht zuerst für eine politische Betätigung wie Wählen – das schafft er schon alleine, so sein Hinweis an die grüne Basis – , sondern um endlich wieder zur Ruhe und zur Besinnlichkeit zu gelangen. – Larissa von Kirchseine: Ruhe und Besinnlichkeit, Ronne Y. Kerner ..  Müßiggang – ist das wirklich so wichtig? – Ronne Y. Kerner: Nein, Larissa von Kirchseine, und wer weiß das besser als unser Amok- äh, Verzeihung .. Marathonläufer Joschka Fischer. – Nein, es handelt sich hierbei um eine typisch links-fundamentalistisch, christlich –terror­ist­ische Forderung. Müßiggang – das ist eine vorzivilisatorische Erscheinung .. Das ist etwas für Schläfer. Und die sind bekanntlich gefährlich. – Larissa von Kirchseine: Unter dem Deckmantel von Müßiggang wird der Abbruch unserer Werte, wird der Einsturz der gesamten westlichen Welt vorbereitet? – Ronne Y. Kerner: Wir können nur überleben, wenn wir weiter schneller verdienen, weiter schneller ausgeben – wenn wir rund um die Uhr tätig sind, verdienen, essen, trinken, Auto fahren, in Urlaub fahren, steht auf, fällt aus der Rolle ins Kabarett gehen, Fernsehen gucken, mobil telefonieren, will sich setzen, kann sich aber nicht beruhigen, steht wieder auf und so fort flexibel, meine Damen und Herren, einsatzfähig sind, mobil, ich kann es nur wiederholen, meine Damen und Herren, mobil sind, mobil auf der ganzen Linie, eine einzige mobile Einsatztruppe die ganze zivilisierte Welt, meine Damen und Herren  .. Auch und vor allem am Wahlsonntag, meine Damen und Herren! Das ist wahre politische Verantwortung, , meine Damen und Herren!. – Larissa von Kirchseine: Danke .. – Ronne Y. Kerner: steht noch einmal auf  Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten, meine Damen und Herren!

Larissa von Kirchseine: Danke, Ronne Y. Kerner. – 22. September 2002, meine Damen und Herren, Wahltag. Da kann man schon mal ein gewisses Engagement zeigen. – Bevor wir umschalten zu unserer Außenkorrespondentin Andrea Bigsister, für alle, die erst später zugeschaltet haben, noch einmal die Meldung des Tages: 0, 00% Wahlbeteiligung bisher, der Deutsche Bundestag singt, wie ich gerade höre, bereits die Nationalhymne .. Wie sieht es aus heute in den deutschen Landen, wie sieht es aus in den deutschen Wohnstuben .. das ist unser Motto heute .. Aber was, Andrea Bigsister, machen unsere ausländischen Mitbürger? – Andrea Bigsister? Wo sind Sie denn? – Janett: Ja doch, Larissa von Kirchseine … – Ja, ich höre Sie, Larissa von Kirchseine. – Ja, wir haben auf unsere Jagd nach Impressionen vom heutigen Tag zwei ausfindig gemacht .. das Licht verlöscht Irgendetwas scheint nicht zu stimmen ..

13 – Zu wenig Dicke

Christoph:  Noch vierrundzwanzig Stunden, dann gäht Flugzeug zurrück in Cheimat. – Robert: Dann Auftrrag errlädigt. Finito. – Christoph: Fürr jäden 30 Mille! Damit läbe ich mit kleine Ninotschka zufriedän bei unsere bäscheidene Kolchose, bis ich altes Mann. – Robert: Und ich mache mit meine Bruder neue Geschäft auf, für kleine Vespas und Hch-arlei Davidson. – Christoph ohne Akzent: Scheiße, ich habs satt. Warum müssen in deutschen Krimis alle Verbrecher Akzent reden? – Robert ohne Akzent: Das Verbrechen kommt von außen zu uns. – Christoph: Ach was. – Robert: Es heißt doch die Camorra, der kolumbianische Rauschgiftring, die Russen-Mafia. Oder kennst Du einen Hessen-Ring, eine Rheinland-Mafia? – Christoph: Ja. – Robert: Quatsch keinen Unsinn. Wir haben LKA, BKA, Staatsschutz, SEK, Polizei, BND, wachsame Angler und Kleingärtner. – Christoph: Da der Regisseur. wieder mit Akzent: Außerdäm wirkt so ganzes Prokgramm den Fremdenfeindlichen zu.

Robert wieder mit Akzent: Es gibt in andere Ländern nunmal Verrbrecher. Diese kleine Kröte können die linksautonomen Träumer ruhig einmal schlucken. Auch wenn gäht quer durch Hchals.“ – Christoph: Und warum nicht mal ein Film über deutsche Kriminelle? – Robert: Helmut Kohl imitierend Kein Casting-Büro findet so viele Dicke mit soviel Begabung! – Christoph: Helmut Kohl imitierend Begabung! Begabung! Der Schatten den sie werfen ist wichtig!

14 – Patchwork-family …………………. Text endet mit:  Katrin: Kusine! – Caterina: Kusine!

15 – Stagnation

Janett: Aaaah … Herr äh … Guten Tag. Nehmen Sie doch schon mal Platz! – Robert: Wir waren aber doch letztens bei: Hubert? – Janett: Ja Hubert, richtig! Machen Sie sich’s bequem Hubert. Ich geb mal eben noch einen Befund ein. – Also Hubert, wie fühlen wir uns heute, prächtig denke ich, sie wirken sehr entspannt, wie sie da so liegen, wie jemand, der in sich ruht, der seinen Frieden mit sich gemacht hat, wie jemand der seine Umwelt nun mit ganz eigenem Blick einfängt, dem fremder Ehrgeiz nie mehr Fesseln anlegt, der seinen Weg geht auf eine nur ihm mögliche Art und Weise, nicht wahr Hubert! – Robert: Hmmmm . irgendwie schon. – Janett: Das ist gut zu hören. Wenn man jeden Tag ein Mosaiksteinchen den anderen hinzufügt, braucht man sich um das große Ganze keine Sorgen zu machen, die Harmonie des Einzelnen projiziert sich auf das Universum. Ein Abenteuer zugegeben, aber Sie Hubert und ich, wir beide wissen wie und daß es funktioniert! – Robert: Hmmmm. – Janett: Hubert es ist schön Ihre Stimme zu hören. Da erhole ich mich so richtig von den anderen Existenzen, die hier so ihren Müll abladen. das könn’se mir verdammt noch mal glauben! – Robert: Aber … – Janett: Was aber? Nein? Nein, nicht Hubert! Sie haben wieder geträumt! – Robert: Ja. – Janett: Und von ihrer Mutter? – Robert: Ja. – Janett: Und Sie haben sie im Traum auch wieder umgebracht? – Robert: Hmmmm. – Janett: Mit Gift, sicher aber mit Gift!? – Robert: Nein. – Janett: Nein Hubert, wie denn dann, doch nicht wieder erschossen, doch nicht mit der automatischen! – Robert: Mit genau der: Ein ganzes Magazin raufgerotzt. Und dann noch satt dreie nachgeladen. – Janett: Ach Hubert, nöööööö

16 – Sex

Ronne: arg lädiert – .. Arthur mein Name. Arthur Hühnchen. Ja, ich bin auch böse zugerichtet worden. Bei einem Konzert. Das Konzert an und für sich war nicht lebensbedrohlich. Es brach auch keine Massenpanik aus. Das Konzert ist nicht der Grund für meinen erbärmlichen Zustand. Nein, es war eher kuschlig. Als das Kuschellied begann, machten alle ihre Feuerzeuge an. Scheinbar alles Raucher. Wie kann das sein, fragte ich mich, warum sind ausgerechnet bei Konzerten nur Raucher anwesend? Ich weiß nicht, ob es eigene Not war, aber dann fiel mir noch eine andere Erklärung ein: Wer mit dem Feuer spielt, ist sexuell nicht ausgelastet. Ich stand also allein ohne Feuerzeug unter 1000 sexuell Enttäuschten. Neben mir stand eine Frau. Heiß. Blond. Mit Feuerzeug. Als das Lied zu Ende ist, schreit sie, stöhnt sie .. immer nach dem Idol .. Diese Frau ist sexuell unbefriedigt! – Okay, eine Woche später sitze ich in einer Bar, in der Nähe der Konzerthalle. Ich trinke ein Bier und habe den besten Blick auf die Tür. Auf einmal tritt die Frau ein, ihr wißt schon .. Heiß. Blond. Sexuell unbefriedigt. Oder doch .. Raucherin? Ich setze mich zu ihr, frage sie, ob sie Raucherin ist .. Sie sagt Nein .. – Darauf ich: Sie tun mir ein bißchen leid .. Was, weil ich nicht rauche …? – Ich schweig. Guck sie nur an. Gucke sie wieder an. – Irgendwas tippt auf meine Schulter. Hey, machen Sie meine Frau nicht an! – Ich hab keine Zeit aufzuschauen, ich guck immer nur die Frau an. 90, wenn Sie was von Oberweite verstehen. Und sie lächelt! Sie lächelt mich an! Da tippt mir dieser impotente Kerl nochmal auf die Schulter, und jetzt – also ich war schon ziemlich auf Brass – dreh ich mich um .. Pause –  Zwei Meter. Schultern wie ein Kleiderschrank. Muskeln wie Berge. Und eine Faust, die so schnell war, daß ich als nächstes den Oberarzt von der Chirurgischen Station sah ..

17 – Kuh auf Eis

Katrin: “Guten Morgen.” – Robert: “Claudia, Du warst die ganze Nacht nicht zu Hause!” – Katrin: “Ja.” – Robert: “Deine Fächer im Schlafzimmer sind ausgeräumt!” – Katrin: “Hmmm.” – Robert: “Die Ayurveda-Tees sind alle.” – Katrin: “Mal mußte es dazu kommen.” – Robert: “Es war sehr schön mit Dir die Stille zu genießen! hat ein Norbert auf den AB gequatscht“. – Katrin: “Das is nur ein Freund.” – Robert: “Was hast Du für leere Kisten im Flur abgestellt?” – Katrin “Laß uns offen reden …” – Robert: “Aber ja, natürlich, kein Problem, jederzeit!” – Katrin: “Ich ziehe aus, weil Du nicht mehr der bist, den ich einst liebte.” – Robert: “Das will ich auch hoffen! Ich habe mich schließlich entwickelt, habe nach vorn geschaut, habe Nägel mit Köpfen gemacht, habe gemeinsam mit einer starken Partnerin die Ärmel hochge … wir schreiben schwarze Zahlen!” – Katrin: “Genau das isses.” – Robert: “Wie, was? Du weißt, wie wir begonnen haben: In einer kleinen Laube in der Kleingartenanlage “Ordnende Hand” mit einer winzigen Erbschaft, einer Schachtel Kondome und einem 56k-Modem!” – Katrin: “Ja, das war schon okay so, aber seit Du die Marketing-Mental-Public-and-forever-positiv-Sprache drauf hast, bist Du ausgelaufen wie ein rostiger Eimer.” – Robert: “Wie ein kommunaler Haushalt, hahaha … Spaß beiseite: Das ist mein Beruf. Davon bezahlen wir alles, was wir zum Leben brauchen.” – Katrin: “Auch was wir nicht brauchen.” – Robert: “Nein, nein, Schatz: Im Grunde aber bin ich der Alte. Paß auf, Claudia, ich verspreche es jetzt und heute: ja, ich spreche mit Dir wieder, so, wie wir immer redeten, wann immer Du möchtest, stehe ich auf der Matte, kein Problem, überhaupt Kein Problem! Ich meine, es war eine harte Zeit, aber nun ist die Kuh vom Eis .. Katrin geht .. jetzt starten wir durch, wenn Du jetzt schlapp machst, gehst Du mir echt ans Eingemachte, und das is’schon ne Menge Holz  und was heißt denn VERÄNDERT, mir ist nichts ausgelaufen, es blieb doch immer alles im grünen Bereich .. Du, wenn Du gehst, mag ich damit irgendwo gar nicht umgehen, ich sage mal: es wäre wahnsinnig spannend, wenn unsere Beziehung gerade jetzt, wo uns der Wind, sage ich mal: entgegen bläst, da müssen wir eben den Ball flach halten, aber das ist noch lange das Ende der Fahnenstange, hinterm Tal der Tränen geht der Horizont immer weiter, wie es ein Dichter sagte, wenn wir unsere Beziehung nicht nur leben, sondern auch gestalten, zugegeben: es bedarf dazu nicht weniger … aber mir macht es nichts aus 100% und mehr zu geben, nur eine relaxte innovative Interaktion von Dir eine Geste und wir haben unsere Beziehung wieder in trockenen Tüchern!!! – Claudia?

Ton einspielen ========= Startmusik der ZDF-Sendung „heute“

18 – Conference III – „Preisverleihung“Larissa von Kirchseine: 18:05 Uhr, meine Damen und Herren, vor fünf Minuten haben die Wahllokale geschlossen. Und hier die erste Hochrechnung. 0, 00%. – Ronne Y. Kerner, wie verlässlich ist so eine Hochrechnung? – Ronne Y. Kerner: Ein bis 2 % plus oder minus – eine größere Abweichung ist nicht zu erwarten. – Larissa von Kirchseine: Minus 2 % – wie habe ich mir das vorzustellen, Ronne Y. Kerner? – Ronne Y. Kerner: Nun, in diesem Fall hätten sich 2 % der Wahlberechtigten nicht beteiligt, die sich gar nicht hätten beteiligen dürfen. Generalfeldmarschall von Hindenburg zum Beispiel. – Larissa von Kirchseine: Warum macht man das, Ronne Y. Kerner? Warum werden Tote als Wähler erfasst? – Ronne Y. Kerner: Ihr Wahlverhalten ist – wie historisch belegt – berechenbar und verlässlich. Im Notfall kann man auf sie zurückgreifen.  Larissa von Kirchseine: Ah ja .. – Ronne Y. Kerner  – auch wenn das amtliche Endergebnis noch nicht endgültig feststeht, so lassen Sie uns doch das Glas heben: Schließlich haben auch wir zu diesem großartigen Erfolg beigetragen, wofür wir .. – Ronne Y. Kerner: Entschuldigen Sie, Larissa von Kirchseine ..  die anderen warten – Ronne Y. Kerner und Larissa von Kirchseine gesellen sich zum Kabarett „Die Ehrlichen“, welches in Reihe auf der Bühne steht. – Larissa von Kirchseine: Wir befinden uns im Studio 632 von SAT 1 TV. Bereits seit den  frühen Morgenstunden wird hier das Grosse Bundesverdienstkreuz für noch nicht erkennbar folgenreiches Politisches Handeln im Jahre 2002 verliehen. Soeben wird als 13425er Bundesverdienst­kreuz­träger dieses Jahres Edmund Stoiber geehrt, weil er als Kanzler den erfolgreichen Einsatz  Helmuth Kohls für Arbeitslosigkeit und gegenläufiges Wirtschaftssponsoring fortzusetzen gedenke, was – so das Preiskomitee – zweifelsfrei bedeute, dass sich in Bezug auf die Politik seines Vorgängers Gerhard Schröder nichts ändere. Und jetzt, sie sehen es die ersten Ensemblemitglieder beugen den Kopf für das Medaillenband – man sieht, wie nacheinander Hände geschüttelt werden ..  geht das Grosse Bundesverdienstkreuz für noch nicht erkennbar folgenreiches Politisches Handeln auch an „Die Ehrlichen“ für ihren engagierten Einsatz zugunsten der vertrauen bis 0% Initiative der Bundesregie­rung und weil sie auch nur machen, was alle machen. Der Auszeichnungsakt wird vorgenommen vom Intendanten des ZDF, Kommissar Derrick, der sich auf den Bundespräsidenten stützt, und dieser wiederum auf Mutter Beimer, die in gewohnter Weise mit der senilen Doppelbelastung fertig wird. Und jetzt, meine Damen und Herren .. Das Ensemble greift nach seinen Bundesverdienstkreuzen, geht an die Rampe und verbeugt sich.

19 – SONG brav bürgerlein brav

nach der Melodie von „Schlaf Kindchen, schlaf“ – Alle: zuerst die original-strophe – brav jugend brav / der aufnäher hütet die schaf / an eure Mützen kommt ein schildchen ran / da steht drauf was ein jeder kann / brav jugend brav / der aufnäher hütet die schaf / / brav architektlein brav / der tempel hütet die schaf / geld entscheidet was nützlich ist / wer’s ausführt ist ein guter christ / brav architektlein brav / der tempel hütet die schaf // fahr fettsack fahr / wer zu fuß geht ist ein narr / im spritpreis ist die rente drinn / in zukunft wer’n wir älter sein / fahr fettsack fahr / wer zu fuß geht ist ein narr // brav wähler brav / der irrtum hütet die schaf / plakate halten visagen hin / und tun als ob die am drücker sind / brav wähler brav / der irrtum hütet die schaf // brav bürgerlein brav / die ablenkung hütet die schaf / wir halten ihnen paar promies hin / da faßt sich niemand ans eigene kinn / brav bürgerlein brav / die ablenkung hütet die schaf