Einsame Herzen

oder

Warum immer das falsche Lied gespielt wird

Texte: Udo Tiffert

Kabarett – Premiere 17. Juni 2003

LAUSITZER RUNDSCHAU:

Im Gefängnis der (Nicht) Beziehungen – Das neue Programm des Cottbuser Studentenkabaretts „Die Ehrlichen“ – Das Programm „Einsame Herzen oder Warum immer das falsche Lied gespielt wird“ des Kabaretts der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus erlebte am Dienstag in der Cottbuser bühne 8“ seine bejubelte Premiere. Teile daraus hatten „Die Ehrlichen“ bereits im Januar beim 8. bundesweiten Treffen der Studentenkabaretts in Cottbus vorgestellt. – VON PETER BLOCH WITZ – Man muss nur mal Partnerschafts-Annoncen in Zeitungen oder Zeitschriften lesen, um Geschichten in Hülle und Fülle zu entdecken. Hinter den Chiffren verbergen sich Menschen, Wünsche, Sehnsüchte; in ihnen steckt aber oft auch unfreiwillige Komik. Da liegt eine satirische Überhöhung nahe, und genau diese ist die Klammer des „Einsame Herzen“-Programms der „Ehrlichen“. – Der rote Faden aber klingt beiläufig gewitzt durch den „Jailhouse Rock“ an: Im Gefängnis sind wir ja wohl irgendwie immer – im Knast des Alleinseins, hinter den Gittern einer Be ziehung. Logischerweise kehren drei Knastologen immer wieder – in den „Horoskop“-Szenen, die zunächst eher klamaukig zu verstehen sind, zum Finale aber einen richtig schweren Stoff abgeben. Da muss der Zuschauer dann ausnahmsweise sehr konzentriert bei der Sache sein, ist vielleicht sogar hilflos, sehnt sich nach einer Interpretationshilfe. Ein kleines intellektuelles Überraschungsei, warum nicht. – Ansonsten haben der künstlerische Leiter Mathias Neuber und Autor Udo Tiffert den ganz normalen Wahnsinn des Beziehungsalltags aufgerissen: Eine Dame bereitet sich nervös auf ihr erstes Date mit dem Anzeigen-Beantworter vor und verpasst sich kriegerisch die entsprechende Bemalung: Die Talkshow „Betten und Bomben“ verhandelt das Thema „Traumtrennunung“, nicht neu, aber immer wieder gern gesehen. Ein Mann hat seiner Frau irgendwann nur noch Allgemeinplätze zu sagen – das ist sprachlich eine der Glanznummern. Äußerst nachvollziehbar für so manchen kleinen Arbeitnehmer ist der Auftritt vor der Tür dieses allmächtigen Arschs, der sich „Human Resource Managers“ nennt; einfach gut beobachtet und köstlich auf die Bretter gebracht: die drei mies drauf seienden Szene-Tussis. Guter Einfall: das Fitness-Studio zur Überleitung in die Pause. – Man kann zweifellos auch die beiden amerikanischen Bomberpiloten anbieten, die schnell noch etwas zerstören müssen, damit das Wiederaufbauprogramm möglichst umfänglich ausfällt. Diese eine kleine Szene ist für sich gut, doch sie sprengt das Konzept des Programms, das sich der bissigen Politisierung enthält. Davon etwas mehr, dann haut‘s wieder hin. – Es hat bei den „Ehrlichen“ noch kurzfristige Umbesetzungen gegeben, das brachte Unruhe, aber auch Gewinn. Mathias Neuber bringt eine weitere Facette auf die Bühne, warum nicht öfter? Sonderbeifall für Anja Richter und Diemo Kemmesis, die wohl den Renner der Saison spielen: Zwei Suffkis philosophieren über das globale Thema Wasser. Die zweite Vorstellung gibt es heute um 2030 Uhr in der »bühne 8“.

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